„Man kann mich kaum verletzen“

Woher sprudeln nur ihre Ideen? Eine Meisterin des Unerwarteten: Marjana Gaponenko.
Woher sprudeln nur ihre Ideen? Eine Meisterin des Unerwarteten: Marjana Gaponenko.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Marjana Gaponenko hat im Stift Klosterneuburg einen Bibliotheksroman geschrieben: bestrickend eigentümlich wie sie selbst.

Das Gefühl hat man selten in der Begegnung mit Menschen: dass sie wie hergeschneit scheinen von einem anderen, schönen Planeten. Oder bei Schriftstellern – dass sich ihre Texte so eigentümlich und frisch lesen wie die Welt am ersten Schöpfungstag. Was soll man damit nur anfangen, mit dieser merkwürdigen neuen Welt? Man weiß es wirklich nicht so genau – und genau das ist das Schöne daran.

Dabei entwickelt sich „Der Dorfgescheite“, der neue Roman der aus Odessa stammenden, in Wien lebenden Marjana Gaponenko, auf den ersten Blick aus uralten, in der Literatur reichlich wiedergekäuten Grundmotiven. Seltsame Vorgänge rund um eine Klosterbibliothek. Ein körperlich leicht behinderter (hier einäugiger) Bibliothekar. Ein wertvolles gestohlenes Manuskript. Ein verlockender, rätselhafter junger Mann. Kurz, man könnte den x-ten postmodernen historischen Roman im Fahrwasser von Umberto Ecos „Name der Rose“ vermuten. Aber nein – was immer die 37-jährige, seit vielen Jahren auf Deutsch schreibende Autorin anfasst, ist in jeder Faser originell.

Historisch aufgeladene Orte scheinen besonders ihre Fantasie zu befeuern: Einst hat sie im Hotel Imperial gewohnt, um über einen dort dem Tod entgegensehenden Vogelforscher zu schreiben („Wer ist Martha?“ erhielt 2012 den renommierten deutschen Chamisso-Preis). Die Rennbahn Freudenau spielt in ihrem 2016 erschienenen Roman „Das letzte Rennen“ eine zentrale Rolle. Für „Der Dorfgescheite“ hat sich Gaponenko nun eine Zeit lang im Stift Klosterneuburg eingenistet – nachdem sie bei einem Besuch hin und weg war über den Kuppelsaal der dortigen Bibliothek.

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