David Grossman: Die Angst einer Mutter

David Grossman Angst einer
David Grossman Angst einer(c) Hanser Verlag
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Grossman ist Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 2010. In seinem jüngsten Roman schreibt er über Israel und Kinder, die in den Krieg ziehen.

David Grossman befand sich in Salzburg, als ihn am vergangenen Donnerstag die Nachricht erreichte, er werde mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Am Abend las der israelische Schriftsteller (56) im Salzburger Literaturhaus aus seinem jüngsten Buch „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ und sprach auch über die aktuelle politische Situation in Israel: „Es gibt hier keine einfache Lösung. Beachten Sie die Nuancen, fühlen Sie sich in beide Seiten ein“, bat er das Publikum. „Das ist kein Fußballspiel, bei dem man ein Team liebt, das andere hasst.“

Grossmans jüngster Roman ist ein großes, aber auch ein sperriges Werk. Nur schwer findet man in den ganz eigenwilligen Rhythmus dieser Familiengeschichte. In der von Ora erzählt wird, einer Mutter, die ihren Sohn Ofer in den Krieg ziehen lassen muss und dann beschließt, vor der möglichen Todesnachricht zu fliehen. Sie will nicht untätig zu Hause sitzen und warten. Da wandert sie lieber mit ihrer unendlichen Angst quer durch Israel. Wird dabei begleitet von Avram, ihrem ehemaligen Geliebten, der durch die Schrecken der Folter in ägyptischer Gefangenschaft im Jom-Kippur-Krieg gebrochen ist. Grossman erzählt von der Angst, die viele israelische Eltern haben: ihre Kinder im Krieg zu verlieren. Und der Autor, dessen Meinung in Israel oft nicht die populärste ist, weiß, wovon er schreibt: Er hat seinen jüngeren Sohn 2006, im zweiten Libanon-Krieg, verloren. Seinen Schmerz spürt man zwischen den Zeilen. awa

David Grossman: „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“, Hanser Verlag, 727 Seiten, 25,60 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2010)

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