Dichter & Denker

Friedrich Torberg: Wasserballer, Wortkünstler, Wiener Institution

„Welch ein Mann, welch ein Literat“, urteilte Marcel Reich-Ranicki über Friedrich Torberg.
„Welch ein Mann, welch ein Literat“, urteilte Marcel Reich-Ranicki über Friedrich Torberg.First Look / picturedesk.com
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In ewiger Erinnerung bleiben die beklemmenden Erlebnisse vom „Schüler Gerber“ und vor allem die Aussprüche von der Tante Jolesch, wie „Was ein Mann schöner is wie ein Aff', is ein Luxus“.

„Mit einem geheimen Schauer“ betritt Friedrich Nietzsche das Gymnasium. Auch Goethe, Hebbel, Heine und Hesse erinnern sich nur mit Abscheu an die Schulzeit. Für Hermann Bahr ist sie „die einzige, die ich um gar keinen Preis noch einmal erleben möchte“. Für den Kritiker Alfred Kerr lässt sich alles „in das eine Wort zusammendrängen: scheußlich“. Und Thomas Mann beschreibt in den „Buddenbrooks“ die Schule als einen „Staat im Staate“, in dem Autorität, Pflicht und Macht „zu höchster Würde gelangen“.

In einer einzigen Woche des Winters 1929 berichten Zeitungen von zehn Schülerselbstmorden. Unter diesem Eindruck schreibt Friedrich Torberg knapp nach der Matura seinen ersten Roman, „Der Schüler Gerber“. Er erzählt von Unterdrückung hinter dicken Mauern, von den sadistischen Erniedrigungen des Macht auskostenden Mathematiklehrers „Gott Kupfer“, die den begabten, übersensiblen Kurt Gerber in den Freitod treiben: Knapp vor der Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses stürzt er sich aus Furcht vor dem Durchfallen aus dem Klassenzimmer im dritten Stock auf die Straße – und kann von der Kommission nicht mehr für reif erklärt werden.

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