Volker Piesczek: Der neue Anchorman von Puls4

Volker Piesczek neue Anchorman
Volker Piesczek neue Anchorman(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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TV-Show in der heißen Sendezeit: Volker Piesczek moderiert ab Montag "Guten Abend Österreich" auf Puls4. Verträgt sich das mit dem Politikerjob seiner Frau Eva Glawischnig?

Die Presse: Als Ihr Wechsel zu Puls4 bekannt wurde, hieß es, vieles sei dort mit Ihnen möglich. Warum ist es „Guten Abend Österreich“ geworden?

Volker Piesczek: Weil es die innovativste Infotainment-Sendung im deutschsprachigen Raum ist. Angelehnt an die CBS-„This Morning“-Show sollen darin Nachrichten anders aufbereitet werden, sodass sie einfacher verständlich sind. Formate im Fernsehen brauchen einfach Zeit, der Zuseher ist ein Gewohnheitstier.

Da spielen Sie jetzt unterschwellig an die noch nicht ganz optimalen Quoten (bis zu 91.000 Seher) der Sendung an.

Es war mir klar, dass das dauern wird. Es gibt unzählige Beispiele von Unterhaltungssendungen, die sehr lange schwache Quoten hatten, etwa die „Bully Parade“, aber die Verantwortlichen hatten einen langen Atem, und irgendwann ist der Funke übergesprungen. Noch dazu ist 18.45 Uhr eine heiß umkämpfte Sendezeit.

Man nennt sie auch „Todeszone Vorabend“. Sie kennen die von „ATV Life“.

Und die Sendung hat dennoch funktioniert. Als sie eingestellt wurde, war es an der Zeit, mich umzuschauen.

Wenn Sie vom langen Atem sprechen, den man braucht: Fehlt der bei ATV?

Für mich ist es nicht nachvollziehbar, warum man die Sendung eingestellt hat. Jetzt macht man Ähnliches zu der Sendezeit mit „ATV aktuell“ um 20.05Uhr. Aber es ist nicht meine Aufgabe, mir den Kopf über ATV zu zerbrechen. Es waren wunderbare sieben Jahre beim Sender, und ich bin nicht im Bösen gegangen.

Wollen Sie bei „Guten Abend Österreich“ etwas anders machen?

Ich werde mich hüten, hierher zu kommen und so zu tun, als könnte ich das Fernsehen neu erfinden. Generell sollte man nicht ununterbrochen Konzepte über den Haufen werfen. Das ist wie ein Trainer, der ein Jahr lang nach dem System oder der richtigen Taktik sucht. Irgendwann musst du es einfach durchziehen.

Was passiert, wenn Ihre Ehefrau, Grünen-Chefin Eva Glawischnig, zu Gast ist?

Dann werde ich das Studio verlassen, wir sehen uns ohnehin zu Hause (lacht). In der politischen Berichterstattung werde ich mich natürlich zurückhalten, den Part übernimmt wie bisher Jürgen Peindl in unserer Runde. Ich werde mich eher auf die zwischenmenschlichen Dinge konzentrieren.

Beim ORF dürften Sie so eine Sendung vermutlich nicht moderieren.

Ich erinnere an Stefan Gehrer („ZiB“-Moderator und Sohn der ehemaligen VP-Ministerin Elisabeth Gehrer).

Ich erinnere an Claudia Reiterer, die 2007 als Ehefrau des damaligen Grünen-Politikers Lothar Lockl von der Politsendung „Hohes Haus“ zur Konsumentensendung „Konkret“ abgezogen wurde.

Das gilt vielleicht nur für manche Parteien. Ich glaube, bei den Großparteien war das nie so ein Problem. Und ich habe im Strafgesetzbuch nachgeschaut, den Paragrafen der Sippenhaftung gibt es nicht (lacht). Stefan Gehrer hat das super gemacht, und auch bei Claudia Reiterer hätte ich kein Problem gesehen. Heikler ist es, wenn du selbst Geschichten machst. Aber ich bezeichne mich nicht als Nachrichtenmoderator.

Sondern?

Als Anchorman. So wurde ich benannt.

Dennoch, der Zeitpunkt so kurz vor der Wahl ist nicht optimal. Politik wird in der Sendung dauernd Thema sein, oder?

Ich glaube, so unabhängig wie das ORF-Landesstudio Niederösterreich sind wir schon lange. Und man kann mir schon Objektivität zutrauen.

Stimmt es, dass es auch Gespräche mit dem ORF gab?

Ja.

Und warum ist nichts daraus geworden?

Weil Wahlen sind. Ich wollte nicht zum Spielball der Politik werden. Beim ORF wird immer etwas in so ein Engagement hineininterpretiert. Man hätte wieder vieles erklären müssen, das wollte ich nicht. Ich wäre dort für den Fußball eingesetzt worden, das hätte bedeutet, dass ich am Wochenende im Einsatz gewesen wäre und Eva unter der Woche. Da wäre das Familienleben in Mitleidenschaft gezogen worden.

Im Vorjahr ist ein Foto von Ihnen mit nacktem Oberkörper auf Facebook aufgefallen.

Ich finde da nichts Schlimmes dran. Spricht man dem „Profil“-Chef Christian Rainer seine Kompetenz und Souveränität ab, wenn er sich mit nacktem Oberkörper abbilden lässt?

Ich denke, manche tun das schon.

Das mag sein, ich bin nicht dazu da, über andere zu richten. Das war ein Schnappschuss. Ich war früher Fußballprofi, und da haben wir nach dem Spiel des Öfteren das T-Shirt ausgezogen. Ich weiß nicht, was daran verwerflich ist.

Zur Person

Volker Piesczek, *1969 Klosterneuburg, war Profi-Fußballer u.a. beim Wiener Sportklub und Moderator bei ORF, PulsTV und zuletzt sieben Jahre bei ATV, wo er „ATV Life“ moderierte und Sportchef war. Seit 2005 ist er mit Grünen-Chefin Eva Glawischnig verheiratet, das Paar hat zwei Söhne (sieben und vier Jahre alt).

Ab heute, Montag, moderiert Piesczek auf Puls4 „Guten Abend Österreich“ (18.45h) im Trio mit JürgenPeindl und Sabine Mord. Jede zweite Woche moderieren Thomas Mohr, Norbert Oberhauser und Gundula Geiginger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2013)

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