"FC Rückpass": ORF dreht neue Jux-Serie

(c) ORF (Hubert Mican)
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Tief im Piestingtal dreht der ORF erstmals mit digitaler RED-Technologie eine Serie über Unterligafußball und Zwischenmenschliches.

Eine „Urkunde im Juxturnier“ hängt in der Kantine des einsamen Sportplatzes, tief im Piestingtal (NÖ). Dass sich das Team der neuen ORF-Fernsehserie bei den Dreharbeiten wirklich einen „Jux“ macht, zeigt sich beim Besuch am Set. Ständig rennt der Schmäh – auch, wenn die Kamera nicht läuft. Was bleibt einem anderes übrig, eingekesselt zwischen den Bergen, hinter Oed und Miesenbach? „Wir verwenden keine Fantasienamen, sondern bei allen Orten die richtige Bezeichnung“, erklärt Drehbuchautor Robert Mohor. Auch der Drehort heißt im Film – wie in Wirklichkeit – Pernitz. Nur der Fußballverein wird abfällig „FC Rückpass“ genannt – so auch der Titel der Serie, die vor der Fußball-WM 2010 im ORF ausgestrahlt werden soll. Der Sport wird nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen, sondern soll „Katalysator für das Zwischenmenschliche, den kleinen Kosmos, der sich hier abspielt, sein“, sagt Mohor.

Dieser Kosmos war es auch, der Lukas Resetarits überzeugt hat, den Trainer des Unterligavereins zu mimen. Selbst früher „Flankengott“ beim FC Bisamberg, „wollt ich eigentlich keinen Fußballfilm mehr machen. Und den Trainer schon gar nicht. Der muss immer der Feldwebel sein und ein Männerbündler. Des bin i net“, sagt Resetarits. Ob er es nicht eigenartig fände, dass der ORF nun nach Serien mit Niavarani, Nowak, Vitásek und Hader noch einen Kabarettisten verbrate? „Nein. Die Zeit des Kabarettisten-Bashing ist vorbei. Vor einiger Zeit war ,Kabarettistenfilm‘ ein Schimpfwort in Kulturredaktionen. Aber jetzt sind's drauf'kommen, dass wir auch bissl spiel'n können.“

Zeit des Kabarettisten-Bashing ist vorbei

Große Ähnlichkeiten zwischen sich und dem von ihm gespielten Trainer sieht Resetarits nicht. Nur die enge berufliche Zusammenarbeit mit der eigenen Tochter ist eine Parallele zu seinem Leben: „Dass der strenge Ton von der Tochter und nicht vom Vater kommt, ist auch bei mir so.“ Apropos Ton: Als Trainer muss Resetarits mehr vom Spielrand (oder der Kantine) schreien, statt selbst zu laufen. „Da muss ich aufpassen, dass ich nicht in den Satiriker verfalle und einen verbalen Analphabeten spiele.“ Hier soll er nämlich einen Trainer mit internationaler Erfahrung (Mongolei!) spielen, der einer „Wirtshausmannschaft gegenübersteht“.

Mit dem Laufen kein Problem hat Andreas Lust, der den Extrainer des „FC Pernitz“ spielt. Als Parallele zu seiner Rolle des Pathologen in „Schnell ermittelt“ sieht er die Fußballer „mit einem Bewegungsradius wie ein Bierdeckel“ als Patienten. Er war selbst beim FC Atzgersdorf „Stopper“ und braucht mit den angeblich „schönsten Wadeln von Wien“ kein Beindouble für die Fußballszenen, auch kein Training. Der „Jungstar“ der Serie, Laurence Rupp, ging für seine Rolle als Starstürmer doch zum Training. „Zu den U15 bei Rapid. Die U21 hätt ich nicht derzaht“, sagt der 22-Jährige. Als Absolvent eines Sportgymnasiums ist er Kicken gewöhnt. Aber in der Serie kommt er nicht viel dazu: „Weil, wer im Training deppert ist und die Tochter vom Trainer haben will, muss sehr oft Runden laufen.“ Hinter der Kamera versteht er sich mit Serientrainer Lukas Resetarits und dem restlichen Team aber „super“. Auch mit Regisseur Leo Bauer rennt der Schmäh, oder wie Lust sagt: „Der is a Cowboy, und des find i großartig.“

ORF-SERIE IN PRODUKTION

FC Rückpass soll als fünfteilige Serie 2010 im ORF ausgestrahlt werden. Regie führt Leo Bauer („Die Lottosieger“). Darsteller sind Lukas Resetarits (Trainer), Andreas Lust (Extrainer), Laurence Rupp (Starstürmer) und in einer Gastrolle Franz Buchrieser.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2009)

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