Neue Serie „Blindspot“: Eine Schatzkarte auf Frauenhaut

Blindspot
Blindspot(c) ORF
  • Drucken

In der Krimiserie „Blindspot“ taucht eine schwer tätowierte Frau auf – nackt und ohne Erinnerungen. An der kurzweiligen Serie fasziniert vor allem die Hauptfigur. Ab heute in ORF eins.

John oder Jane Doe werden in den USA und in Kanada Menschen genannt, deren Namen man nicht kennt. Ein Platzhaltername, und auch Bezeichnung für den amerikanischen Durchschnittsmann oder eben die Durchschschnittsfrau. Eine solche ist Jane Doe, die Heldin der US-Serie „Blindspot“ mit Sicherheit nicht. Sie liegt bewusstlos in einer Tasche auf dem Times Square, auf der „Ruft das FBI“ steht. Der Straßenzug wird abgesperrt, ein Bombenentschärfer nähert sich dem Paket, das sich plötzlich bewegt: nackt und voller mysteriöser Tätowierungen entsteigt eine junge Frau der Tasche. „Umdrehen, hinknien, Hände über den Kopf“, heißt es erst einmal. Dass sie schwer eine Waffe am nackten Körper verstecken kann, interessiert nicht.

Zuerst wird Jane Testobjekt, denn sie kann sich an nichts erinnern. Eine chemisch bedingte Amnesie, ausgelöst durch ein Medikament, diagnostiziert ein Arzt. Sie wird vermessen, jeder Zentimeter ihrer tätowierten Haut abgelichtet. Eine der mit Tinte unter die Haut gestochenen Botschaften ist klar und deutlich: „Kurt Weller, FBI“ steht in großen Lettern auf Janes Rücken. Dieser Kurt Weller wird als schlauer Retter in der Not präsentiert. In der ersten Szene, in der wir ihn sehen, befreit er mit einem cleveren Schachzug drei junge Frauen aus der Hand eines Entführers.

Natürlich ist er es, der herausfindet, was es mit den vielen Tattoos auf sich hat: Diese seien eine Art Schatzkarte. Zu finden gibt es aber nicht Gold und Perlen, sondern Verbrecher. Der erste Hinweis – an dessen Entschlüsselung Jane selbst kräftig mithilft – führt sie nach China Town. „Blindspot“ nimmt Fahrt auf.

Was bin ich ohne meine Erinnerungen?

Die Serie kommt als rasantes – und mit schrägen Kameraeinstellungen gefilmtes – Krimiformat im Stile von „CSI“ oder „24“ daher. Etwas unterscheidet „Blindspot“ aber von diesen Serien: die Figur der Jane Doe und ihre Erinnerungslosigkeit. Das führt zu schräg-komischen Momenten, etwa wenn Weller Jane fragt, wie es ihr geht. „Ich weiß nicht. Ich habe ja keinen Vergleich“, antwortet sie. Durch die Amnesie stellen sich auch größere Fragen: Was bin ich ohne meine Erinnerungen? Bin ich frei? Oder verloren? Bei Jane führt die Amnesie vorerst zu Unsicherheit über sich und die eigenen Fähigkeiten.

In einer der besten Szenen der Pilotfolge trifft Jane einen Psychotherapeuten, der sie Tee und Kaffee verkosten lässt, damit sie herausfindet, was sie lieber mag. „Wir definieren uns über unsere Entscheidungen“, sagt er. „Selbst wenn nichts zurückkehrt, könnten Sie trotzdem zu sich selbst finden.“ Welche Entscheidungen Jane in der Vergangenheit getroffen hat, darüber dürfte man in den 23 Folgen von Staffel eins sicher einiges erfahren.

Allerdings fällt die Logik dabei öfter der Action zum Opfer: Dass Jane einen höchst seltenen Dialekt einer Fremdsprache beherrscht? Höchst unwahrscheinlich. Dass das FBI sie zu den Einsätzen mitkommen lässt und gar mit einer Waffe ausstattet? Eine Fantasie aus dem Kopf der Drehbuchautoren. Ohne ins Detail zu gehen: Auch in die (visuelle) Klischeefalle tappt die Serie mehrfach.

Spannende Hauptfigur, blasser Konterpart

Bei Zusehern und Kritikern kam „Blindspot“ trotzdem gut an. Die zweite Staffel startet in den USA ab 14. September. Das liegt mitunter an der Hauptfigur – und an ihrer Darstellerin: Jamie Alexander spielte die Kriegerin Sif in den „Thor“-Filmen. Auch in „Blindspot“ wirkt sie wehrhaft, zumindest physisch, auf emotionaler Ebene gibt sie ihrer Figur eine verletzliche Note.

Im Gegensatz zu ihr blieb Konterpart Sullivan Stapleton, der den FBI-Agenten Weller spielt, noch blass. Von den Nebenfiguren fiel noch am ehesten Marianne Jean-Baptiste als FBI-Büroleiterin Bethany Mayfair auf. Ob „Blindspot“ insgesamt nicht nur kurzweilig, sondern auch erinnerungswürdig ist, muss sich aber erst weisen.

„Blindspot“, ab heute, Donnerstag um 22:05 Uhr in ORF eins und um 20:15 Uhr in Sat.1

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Blindspot
Medien

Neue Krimiserie "Blindspot" startet auf ORF eins

Jaimie Alexander spielt eine am ganzen Körper tätowierte Frau, die sich an nichts erinnern kann. In den USA wurde die Serie gelobt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.