Ulf Poschardt bittet in einem offenen Brief an den türkischen Staatschef um die Freilassung seines Korrespondenten Deniz Yücel.
„Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt hat sich in einem offenen Brief an den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan gewandt. Darin bat er um die Freilassung seines Korrespondenten Deniz Yücel. „Das augenblickliche Verhältnis spiegelt nicht wider, was unsere beiden Länder verbindet“, schrieb Poschardt in dem am Dienstagabend veröffentlichten Schreiben – er spielt damit auf die Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei an (ausgelöst insbesondere dadurch, dass türkische Politiker in Deutschland Wahlkampf betreiben wollen). „Sie können das ändern. Sie vor allem. Die Freilassung von Deniz Yücel wäre ein Signal“, heißt es weiter.
Poschardt lobte seinen Korrespondenten: „Als ich Deniz vor zwei Jahren traf, um ihn zu unserer Zeitung zu holen, wollten wir beide, dass er über Innenpolitik schreibt. Bis wir anfingen, über die Türkei zu sprechen und die Menschen, die dort leben. Mir wurde klar, wie sehr Deniz das Land seiner Mütter und Väter liebt. Deswegen ging er für uns in die Türkei. (...) Seit Deniz über die Türkei schreibt, hat sich das Interesse an der Berichterstattung mehr als verdoppelt.“
Schließlich erinnerte der Chefredakteur den Staatschef daran, dass dieser 1999 selbst eine Haftstrafe antreten musste, „weil der politische Gegner Sie dort am besten aufgehoben sah. Sie wissen also, was eine solche Strafe bedeutet.“ Yücel werden in der Türkei Terrorpropaganda und Volksverhetzung vorgeworfen.
Zeybekci gegen „Bild“-Zeitung
Der türkische Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci will indes rechtliche Schritte gegen eine andere deutsche Zeitung einleiten. In einer Mitteilung kritisierte Zeybekci die „Bild“-Zeitung wegen eines „empörenden Angriffs, den wir auf keinen Fall akzeptieren können“. Möglicherweise bezieht sich der Minister auf einen Bericht in der Onlineausgabe der Zeitung, in dem er als „treuester Kettenhund“ Erdogans bezeichnet wurde.
(Red./APA/dpa)