Österreicher Veit Dengler verlässt NZZ-Medien

Veit Dengler.
Veit Dengler.(c) APA/KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER
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Der Verwaltungsrat und der CEO sind unterschiedlicher Auffassung, wie der Konzern geführt werden soll.

Fast auf den Tag genau vor vier Jahren – am 18. Juni 2013 – wurde bekannt, dass mit Veit Dengler der erste Österreicher die Schweizer NZZ-Mediengruppe leiten werde. Nun verlässt Dengler das Medienunternehmen überraschend und mit sofortiger Wirkung, wie der Konzern am Mittwoch zuerst seinen Mitarbeitern und dann per Aussendung bekannt gab. Der neunköpfige Verwaltungsrat (sechs Männer, drei Frauen) und Dengler seien „zum Schluss gelangt, die Führung des Unternehmens in neue Hände zu legen“, heißt es darin. Interimistisch rückt der Finanzchef des Unternehmens, Jörg Schnyder, nach. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger ist im Gang.

Während Denglers fast vierjähriger Amtszeit wurde eine Bezahlschranke bei NZZ.ch eingeführt, der NZZ-Chefredakteur (oder Chefredaktor, wie man in der Schweiz sagt) ausgewechselt (auf Markus Spillmann folgte Eric Gujer), die Druckerei-Sparte verschlankt (sprich: eine Druckerei zugesperrt), und der Österreich-Ableger NZZ.at unter der Leitung von Ex- „Presse“-Chefredakteur Michael Fleischhacker gegründet und nach nur zwei Jahren wieder eingestellt. All das lief unter der strategischen Entscheidung, den Fokus auf die Herstellung journalistischer Inhalte zu richten. Dieser Fokus bleibe bestehen, darüber seien sich alle einig gewesen. Doch seien der Verwaltungsrat und Dengler „unterschiedlicher Auffassung darüber, wie die Strategie in der nächsten Phase umzusetzen ist.“ Insgesamt liest sich die Aussendung wie eine sehr höfliche, aber bestimmte Absichtserklärung, ab sofort getrennte Wege zu gehen. Dengler habe viele gute Entscheidungen getroffen, „die richtigen Talente an Bord geholt“, die Unternehmensleitung und alle Bereiche seien „stark aufgestellt“, wird der als streng geltende Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod zitiert. Gereicht hat das alles nicht. Nun will man es mit jemandem Neuen versuchen.

Gründungsmitglied der Neos

Der heute 48-jährige Dengler hatte bei seiner Berufung zum CEO der NZZ Mediengruppe polarisiert. Weil er kurz davor, im Herbst 2012, gemeinsam mit Matthias Strolz die österreichische Partei Neos gegründet und dafür sogar seine knapp zuvor übernommene Aufgabe beim US-Rabattunternehmen Groupon aufgegeben hatte. Aber auch weil der gebürtige Grazer zwar viel Erfahrung in Spitzenjobs u. a. in der Telekommunikationsbranche (T-Mobile) sowie bei Procter & Gamble und McKinsey gesammelt hatte, aber seit seinem Studienjob als Reporter im Wien-Büro des „Time Magazine“ nicht mehr für Medien gearbeitet hatte. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2017)

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