TV-Notiz

ORF-Doku: Als die Grünen eine Bewegung waren und wie sie wieder eine wurden

Alexander Van der Bellen als junger Abgeordneter der Grünen in der ORF-Doku.
Alexander Van der Bellen als junger Abgeordneter der Grünen in der ORF-Doku.Screenshot
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ORF III widmet 45 Minuten der Grünen Entstehungsgeschichte. Eine sehenswerte Doku - bis auf das rührselige Ende.

Man kann auch bei einer Politik-Doku die vierte Wand durchbrechen. Und zwar auf eine sehr rührselige Art und Weise: Plötzlich blickt Ulrike Lunacek ergriffen direkt in die Kamera, dann Werner Kogler, dann Gabriela Moser. Dass im Hintergrund Coldplays „The Scientist“ läuft, hebt auch nicht wirklich die Stimmung. „I'm going back to the stars“, singt Chris Martin und man bekommt so ein unterschwelliges Gefühl, mit den Grünen könnte es für immer vorbei sein.

Dabei hatten zuvor noch Ex-Bundespräsident Heinz Fischer und Ex-Nationalratspräsident Andreas Khol Optimismus verbreitet: Der eine glaubt, die Partei hätte gute Chancen, bei der nächsten Wahl wieder ins Parlament zu ziehen. Der andere findet ebenfalls, dass die Grünen ins Hohe Haus gehören: "Sie fehlen ganz einfach." Befragt wurden Sie von den Machern der Dokumentation "40 Jahre Grün: Auf und Ab einer Bewegung", die am Donnerstag um 20:15 auf ORF III lief. Und bei 40 Jahren Geschichte muss man öfter mal Menschen befragen, die das Präfix "Ex" in ihrer Berufsbezeichnung tragen.

Das Ende wird den 45 Minuten Sendung nicht gerecht: Es ist ein spannender, sehenswerter und informativer Abriss der Geschichte der Grünen, die zunächst ein zusammengewürfelter, chaotischer Haufen waren, sich zur professionellen Partei entwickelten und nun selbst nicht so recht wissen, als was sie sich bezeichnen sollen.

Vor allem den Anfängen wird viel Aufmerksamkeit geschenkt: Wer die Zeit nicht live miterlebt hat, kann beispielsweise die etwas gruselig wirkende Werbung für das Kernkraftwerk Zwentendorf sehen, oder eine Brandrede von Freda Meissner-Blau, und Alexander Van der Bellen als neuen Abgeordneten. Um die jüngere Vergangenheit besser zu verstehen, hätte sich ein Interview mit Ex-Chefin Eva Glawischnig angeboten. Schade, dass sie das Angebot ablehnte. Dafür nimmt die ehemalige Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek ausführlich Stellung.

Schade übrigens, dass allgemein wenig Frauen zu Wort kommen. Gerade bei einer Partei wie den Grünen sollte es genug Gesprächspartnerinnen geben.

Die Sendung "40 Jahre Grün: Auf und Ab einer Bewegung" läuft am 25. Jänner, 20.15 Uhr, ORF III und ist noch sieben Tage in der TVthek abrufbar.

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