Ö1, Ö3 und FM4 sollen den Drittel-Anteil mit den Regionalsendern im Durchschnitt erreichen. Mit unterschiedlicher Verteilung: Bei Ö3 geht's von 11 auf 15 Prozent in der Kernzeit.
Die Frage nach dem Österreich-Anteil am Musik-Potpourri "begleitet uns seit 51 Jahren", sagte Ö3-Senderchef Georg Spatt unlängst - "mit allen Ups und Downs des Themas." Nun tut sich wieder was: Der ORF will den Anteil österreichischer Musik in seinen Radioprogrammen bis 2021 schrittweise auf durchschnittlich 33 Prozent erhöhen. Das ist der zentrale Punkt der "Musikcharta", deren Verlängerung nun von Musikwirtschaft und ORF unterzeichnet wurde. Die Quote gilt weiterhin auf freiwilliger Basis.
Bei Ö3 geht's von 11 auf 15 Prozent
Der Drittel-Anteil soll im Durchschnitt der drei nationalen ORF-Sender Ö1, Ö3 und FM4 sowie der neun regionalen ORF-Radios erreicht werden - mit allerdings unterschiedlicher Verteilung. Demnach soll Ö3 den bei ihm ausgestrahlten Anteil heimischer Klänge von derzeit 15 bis 2021 auf 18 Prozent erhöhen. In der Kernzeit von 5 bis 22 Uhr soll der prozentuelle Anteil auf 15 Prozent gesteigert werden (von derzeit 11 Prozent). Radio Wien wird den Anteil österreichischer Musik bei sich von den bisher paktierten 11 auf 15 Prozent steigern. Hinzu kommen etwa Überlegungen für ein Fernsehformat auf ORF III, das sich ab 2019 dem heimischen Musikschaffen widmen könnte.
Das Vereinen der Kräfte sei zum Erhalt der österreichischen Identität im digitalen Raum essenziell, unterstrich ORF-Generaldirektor Wrabetz. "Daher haben wir auch, dem Gedanken von Allianzen entsprechend, das Angebot erneuert und ausgebaut in ambitionierte Dimensionen", lobte er die getroffene Einigung: "Dies ist nicht nur ein nachhaltiges Bekenntnis für das musik-kulturelle Schaffen in Österreich, sondern stärkt den Kreativstandort Österreich und trägt besonders der stetig wachsenden Relevanz heimischer Popmusik Rechnung."
Erst kürzlich sprach Wrabetz auch Änderungen bei ORFeins an: "ORFeins wird umgebaut", sagte er. Der hohe Anteil an amerikanischen Filmen und Serien "passt programmlich nicht zu den Anforderungen der Jetzt-Zeit".
Nicht nur Fendrich und STS
ORF-Radiodirektorin Monika Eigensperger verwies ebenfalls auf die Aufgabe des Medienkonzerns: "Es ist uns wichtig, Aufbauarbeit für neue Künstler zu leisten und das wertvolle kreative Schaffen, das auch über die Landesgrenzen hinaus Beachtung findet, zu fördern." Es gehe also nicht nur darum, Oldies im Programm zu haben.
Georg Tomandl vom Fachverband der Film- und Musikwirtschaft zeigte sich angetan vom guten Gesprächsklima: "Das war nicht immer so." Man erkenne als Fachverband die Bemühungen des ORF an, den Anteil österreichischer Musik gemeinsam mit der Musikwirtschaft weiter zu entwickeln. "Wir sind stolz, dass wir mit unserer Musik einen Beitrag dazu leisten können, dass der ORF stark ist."
Und schließlich pries auch Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) die getroffenen Vereinbarungen: "Ich bin froh, dass wir heute eine weitere gute Einigung für die österreichische Identität, in diesem Falle für die österreichische Musik verkünden können." Die Medienenquete in der Vorwoche habe gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit sei, um auch in zehn oder fünfzehn Jahren noch österreichische Inhalte zu haben. "Am besten ist es immer, wenn man grundsätzlich kooperiert. Das ist natürlich auch für die Politik die angenehmste Art und Weise", unterstrich Blümel bei der Unterzeichnung des Abkommens. Dass damit eine Diskussion um gesetzliche Quoten bis 2021 vom Tisch sei, wollte der Minister auf Nachfrage zugleich nicht prognostizieren.
Kritik an Ö3: "Musikalisch zu viel vom Gleichen"
Bereits im Frühling wurde - nach einer Feedback-Runde bei den Hörern - verkündet, dass es mehr österreichische Musik geben soll. Die Rückmeldungen waren eindeutig: "Österreichische Musiker und ihre Musik und Ö3 werden sehr stark als zusammengehörig gesehen, und das wird auch eingefordert." Allerdings: Was denn genau man nun unter "österreichischer Musik" zu verstehen habe, "darüber sind sie sich oft gar nicht einig."
(red./APA)