„Tatort“ Kiel: Kommissar Borowski bittet zur Séance

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Diesmal ist "Tatort"-Kommissar Borowski einem Familiendrama auf der Spur, in dem auch er eine Rolle spielt - und muss sich von der neuen Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) befragen lassen.

Unsere Wertung für diesen "Tatort":

9 von 10 Punkten

Worum geht's in "Borowski und das Haus der Geister"?

Kommissar Borowski bekommt einen Brief, in dem ihn sein Patenkind Grete, das er schon lange nicht gesehen hat, um Hilfe bittet. Als er in der ländlichen Villa der Familie ankommt, lernt er auch Anna, die neue Partnerin von Gretes Vater Frank kennen, die nach dem Verschwinden der Mutter vor einem Jahr eingezogen ist. Noch immer glaubt Borowski, dass Frank damals seine Frau Heike ermordet und vom Segelboot in den See geworfen hat - doch die Leiche wurde nie gefunden, der Fall nicht aufgeklärt. Als Borowksi am Abend wieder heim fahren will, bittet ihn Anna ganz aufgewühlt, er solle doch bitte über Nacht bleiben: "Dieses Haus will mich umbringen!" Jede Nacht wird Anna von unheimlichen Geräuschen wach, sieht Gespenster und findet Utensilien (einen Strick, Tabletten), die sie zum Selbstmord animieren sollen . . .

Worum geht‘s noch?

Diesmal hat auch Borowski Erklärungsbedarf: Denn auch er hätte sich einst für Heike interessiert und ist daher in diesem Fall alles andere als unbefangen. Er würde Frank den Mord nur zu gerne nachweisen. Keine guten Voraussetzungen für unvoreingenommene Ermittlungen. Da trifft es sich nur zu gut, dass Borowski eine neue Kollegin bekommt: Mila Sahin ist jung, schlau und schlagfertig.

Wer ermittelt in "Tatort: Kiel"?

Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) ist ein besonnener Ermittler. Meistens jedenfalls. Denn diesmal steht er kurz davor, dass ihm die Sicherung durchbrennt. Weil es um Heike geht, ist er auf mehr als einem Auge blind (dass sie eine jähzornige und gewaltbereite Frau war, will er zunächst gar nicht glauben). Die Neue im Team - Mila Sahin (Almila Bagriacik) - nimmt daher die Ermittlungen in die Hand. Sie geht völlig unvoreingenommen daran, den alten Fall noch einmal aufzurollen - und nimmt dabei kurz auch Borowski selbst ins Visier. Der pariert souverän: "Ich habe schon gegen mich ermittelt. Ich bin unschuldig."

Was gefällt?

Das Wort "Geisterhaus" im Titel dieser Episode weckt Erinnerungen an den grauenhaften Frankfurter Horror-Tatort "Fürchte Dich", der im Oktober 2017 lief. Doch keine Sorge: Es geistert zwar offenbar wirklich jemand durch die Villa, Borowski bittet die Familie sogar einmal zu einer Séance, aber dieser "Tatort" ist weder durchgeknallt noch esoterisch noch ein missglücktes Horrorstück: Es wird eine kriminalistische Familienaufstellung, allerdings ohne Happy End.

Was gefällt noch?

Regisseur Elmar Fischer setzt das Familiendrama mit gut dosiertem Grusel (geblähte Vorhänge, schemenhafte Gestalten) um, der nie die Grenze zur Lächerlichkeit oder zum Möchtegern-Horror überschreitet. Dabei lässt er die Figuren oft auch in der herrlichsten Umgebung (das Familienessen im riesigen Garten) emotional kalt oder sehr einsam erscheinen. Verstärkt wird der Effekt von der exzellenten Kameraführung Philipp Sichlers, der das Spektrum zwischen Vogelperspektive (wie einsam so ein einzelner Mensch auf einer großen Wiese wirken kann) und emotionaler Nahaufnahme voll ausschöpft und so die stillen Dramen, die sich in den verschiedenen Familienmitgliedern abspielen, veranschaulicht. Chapeau!

Und was soll das?

Also, wenn die Gummibärli-Dose auf dem Verhörtisch kein Regiefehler oder sarkastischer Scherz ist, könnte man fast meinen, es handle sich um ein ziemlich schräg positioniertes Product Placement.

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