Medien: „Nie eine solche Bedrohung gesehen“

Noel Curran.
Noel Curran.(c) REUTERS (Francois Walschaerts)
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EBU-Chef Curran kritisiert Internetriesen, für die TV nur ein Geschäft sei.

An Kreativität mangle es den Europäern nicht, meinte Ex-RTL-Group-Chef Guillaume de Posch, der in seiner Rolle als Präsident des Europäischen Privatsenderverbands ACT zur Digitalkonferenz nach Wien kam. Er betonte die Stärke des europäischen Contents. Es hapere aber an der Distribution im Internet. Dort habe sich Netflix als „Low-Pay-TV“ positioniert. Die Internetriesen Facebook und Google hält de Posch gar für „Schattenboxer“, die in Europa „einfallen“. Der Wettbewerb auf dem Fernsehmarkt finde derzeit jedenfalls auf einer schiefen Ebene statt, kritisierte er am Tag zwei der Konferenz.

Auch Noel Curran, der Generaldirektor der EBU (der Interessenvertretung von Europas Öffentlich-Rechtlichen), nahm Bezug auf internationale Technologieunternehmen: „Wir haben nie zuvor eine solche Bedrohung gesehen.“ Zwar investiere Netflix viel in europäische Produktionen, doch dahinter stehe ein Geschäftsmodell. Öffentlich-rechtliche, aber auch Privat-TV-Sender hingegen würden in Content investieren, der sich nicht per se rechne, der Gesellschaft aber nutze, z. B. in professionellen Journalismus. Curran forderte in Bezug auf US-Plattformen mehr Regulierung und Transparenz. Die EU solle Teile ihres Innovationsprogramms Horizon 2020 für Medieninnovation zweckwidmen, so Curran.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz unterstützt den Ruf nach einem solchen EU-Fonds. Seiner Ansicht nach müssen sich die Sender von klassischen Broadcastern zu Plattformen entwickeln. Dafür müsse man ihnen aber auch entsprechenden Spielraum gewähren, fordert er. (APA/i. w.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2018)

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