Der ORF soll schneller sparen

ÖVP- und FPÖ–Räte forderten mehr Geld für das Programm. ORF-Chef Wrabetz beschleunigt Reformvorhaben und Personalabbau.

Am Montag setzte der Finanzausschuss des Stiftungsrats ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz das Messer an. Die von ÖVP- und FPÖ-nahen Räten getragene Forderung: Entweder es wird 2019 zusätzliches Geld eingespart (kolportiert wurde ein Betrag von zehn Millionen Euro), das direkt ins Programm investiert wird – oder das Budget für 2019 wird nicht abgesegnet. Ein Misstrauensvotum gegen den ORF-Chef? „Im Gegenteil“, sagte ÖVP-„Freundeskreisleiter“ Thomas Zach am Donnerstag nach der entscheidenden Sitzung. Es habe eine „intensive Diskussion“ gegeben, die in einen Konsens mündete. Das sei schließlich der Auftrag der Räte: „Ein Abnickgremium, das alles zur Kenntnis nimmt, ist kein Aufsichtsrat.“

Was also hat der Stiftungsrat letztlich beschlossen? Der Generaldirektor wurde entlastet, ein maßvoller Gehaltsabschluss sowie die Sendeschemata (mit u. a. dem Beginn der ORFeins-Reform) wurden abgesegnet – und auch das Budget. „Das ist eine gute Entwicklung im Vergleich zu dem, was wir diese Woche diskutiert haben“, sagte Wrabetz. Er konnte die Räte also besänftigen: 2019 sollen fünf Millionen an ohnehin geplanten Einsparungen vorgezogen werden – indem der Personalabbau beschleunigt wird und indem man beginnt, das Ressourcenmanagement (die Einteilung, wann und wo Personal und Technik eingesetzt werden) zu verbessern. 140 Mitarbeiter muss Wrabetz bis 2021 noch abbauen – über „natürlichen Abgang“, wie er sagt. Es sei „kein zusätzliches Handshake-Programm“ geplant. „Wir werden von 2016 bis 2019 hundert Millionen Euro eingespart haben – davon kommt ein Drittel vom Personal.“ Gespart werde auch bei Führungspositionen: „Es gibt mehrere Positionen im Fernsehen, die altersbedingt frei werden. Da ist die Frage: Besetzen wir nach? Legen wir Bereiche zusammen? Oder organisieren wir schon trimedial?“ Bis Juni wolle er festlegen, bis wann welche Bereiche und Ressorts trimedial organisiert sein sollen, so Wrabetz.

Geld für „ein zusätzliches Herbst-Event“

Die durch das vorgezogene Sparprogramm frei werdenden Ressourcen will er ins Programm investieren: „Wir werden mehr österreichische Filme und Serien produzieren und sie rascher on air bringen.“ Wrabetz wünscht sich „ein zusätzliches Herbst-Event“ – ein Pendant zu „Dancing Stars“ im Frühjahr. Außerdem werde man „schon im nächsten Jahr mit den Player-Aktivitäten beginnen“ – der ORF will eine österreichische Content-Plattform aufbauen: „Wir könnten mit der Radiothek beginnen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2018)

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