ORF-Komödie "Bier Royal": Weißwurst, aber vegan bitte!

Bier Royal
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In "Bier Royal" kämpft ein Familienclan um das Erbe eines Bierfabrikanten. Der Zweiteiler lebt von schnippischen Dialogen und den Charakteren.

Das "Arnulfbräu" ist ein bayerischer Traditionsbetrieb - hier wird nach dem Reinheitsgebot gebraut, das Essen in der Lokalkette ist viel und fettig, die Geschäftsführung ist korrupt und die Erben des Bierpatriarchen liegen im Clinch, weil sie sich nicht einig sind, wie es mit dem Unternehmen weitergehen soll... Das ist der Nährboden, auf dem die zweiteilige ORF/ZDF-Komödie "Bier Royale" zu gären beginnt, kaum ist der Tote mit einem Abschiedsjodler ins Grab befördert worden.

Ein ergiebiges Thema, anhand dessen sich hier neben aufeinanderprallenden Lebensweisen (Schweinshaxe oder vegane Weißwurst?) auch Fragen wie eheliche Treue, politische Tauschgeschäfte, Immobilienspekulation, Vertuschung, Erpressung und die Zustände in der Klatschpresse abhandeln lassen. Das klingt brachialpädagogisch (viel Inhalt für 2 x 90 Minuten), ist aber doch recht kurzweilig - vor allem Dank der gelungenen Besetzung und der schnippischen Dialoge (Buch: Carolin Otto). So untergriffig wie amüsant sind v. a. die Diskussionen zwischen der schlagfertigen Society-Reporterin (Ulrike Kriener) und ihrem sie ständig hänselnden Chefredakteur, der doch weiß, dass sie seine älteste, aber beste Mitarbeiterin ist ("Ich hänge an Ihren Lippen wie ein Kalmar").

Bayerisch, aber mit Ösi-Faktor

Die Story bietet Platz für starke Charaktere. Allen voran die deutsche Kabarettistin und Schauspielerin Gisela Schneeberger. Sie schlüpft in die Rolle der hochmütigen Witwe, die mit verkniffenen Lippen ihr erschlichenes Erbe verteidigt: Sie hat sich von der Chefsekretärin zur Ehefrau des verstorbenen Brau-Unternehmers hochgedient und gibt sich als Society-Löwin (beim Interview für die Homestory) mondän, im Umgang mit der Bürgermeisterin jovial, als Jägerin hingegen ballert sie unerbittlich auf alles, was sich bewegt - eine vortreffliche Karikatur auf so manche reale Erfolgsgeschichte. Lisa Maria Potthoff ("Sauerkrautkoma") ist ihre Stieftochter Vicky - sie will die Brauerei nach US-amerikanischem Vorbild moderner und ökologischer machen. Franz Pätzold gibt deren schrägen Stiefbruder Patrick, einen Möchtegern-Vampir, der im Sarg schläft und sich im Familienzwist immer nach dem Wind dreht. Für den Österreich-Faktor sorgen Robert Palfrader (als korrupter Geschäftsführer, der Nazi-Devotionalien sammelt), Andreas Kiendl und Angelika Niedetzky.

"Bier Royal": 26. 1., 20.15 und 21.50 Uhr (Teil 1+2) in ORF2.

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