Gadenstätter: „Nicht im strengen Nachrichtenkorsett“

Lisa Gadenstätter moderiert das neue Infomagazin „M1“ auf ORF eins.
Lisa Gadenstätter moderiert das neue Infomagazin „M1“ auf ORF eins. (c) Inés Bacher
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Am Montag startet ORF eins die „ZiB18“ und das Infomagazin „M1“. Moderatorin Lisa Gadenstätter will eine jüngere Zielgruppe ansprechen und erzählt im Interview, wie es dazu gekommen ist, dass sie nun doch vor statt hinter der Kamera steht.

Die Transformation von ORF eins geht weiter. Am Montag startet mit der „ZiB18“ eine neue Nachrichtensendung. Gleich danach, um 18.10 Uhr, hat das „Magazin 1“ Premiere, das alternierend von Lisa Gadenstätter und Stefan Lenglinger präsentiert wird. Es soll ein Infomagazin für die junge, urbane Zielgruppe sein, sagt ORF-eins-Chefin Lisa Totzauer. 25 Minuten lang widmet sich die Sendung politischen und gesellschaftspolitischen Themen, zeigt Reportagen, Interviews und Hintergrundberichte und ein wohldosiertes Augenzwinkern. Totzauer wünscht sich „Ecken und Kanten“, so wie sie auch das nagelneue Infostudio hat, das mit mehreren Videowänden ausgestattet und mit schmalen Blöcken möbliert ist, die die Technik respektlos „Pommes frites“ nennt. Zwei davon wurden zu einem Moderatorenpult gestapelt, ein anderer liegt am Boden – auf ihm kann man wie auf einem Mäuerchen zum Interview Platz nehmen – ein ungewöhnliches Setting, das zu einer lockereren Atmosphäre beitragen soll.


Viel Denkarbeit. Gadenstätter freut sich auf die neue Aufgabe. „Das Schöne am Magazin ,M1‘ ist, dass man nicht mehr in diesem strengen Nachrichtenkorsett ist. Es macht schon einen Unterschied, wenn man Ganzkörper zu sehen ist – für das Publikum, aber auch für den, der vor der Kamera steht.“ Und wie will Gadenstätter mit Interviews eine jüngere Zielgruppe ansprechen? „Man kann das Interview natürlich nicht neu erfinden, aber ich will die Fragen anders formulieren, als man es vielleicht gewöhnt ist. Das braucht viel Denkarbeit, weil es nicht so leicht ist, sich andere Zugänge einfallen zu lassen. Mir ist wichtig, dass ich kritische Fragen stelle, aber nicht so, dass der Interviewpartner sich sofort angegriffen fühlt.“

Wie jung soll bzw. kann die Zielgruppe einer solchen Sendung eigentlich sein? „Wir sind mit der ,ZiB20‘ und der ,ZiB24‘ sehr jung im europäischen Vergleich. Im Durchschnitt sind die Zuschauer 43 Jahre alt. Das ist wirklich sehr, sehr jung, wofür uns viele öffentlich-rechtliche TV-Sender beneiden.“

Zwölf Jahre lang hat Gadenstätter die „ZiB20“ und die „ZiB24“ moderiert. Dabei wollte sie ursprünglich gar nicht ins Fernsehen. „Ich wollte nie vor die Kamera. Ich habe als Kind gern kleine Home- und Urlaubsvideos gemacht. Das war mein Hobby: Menschen mit der Kamera zu beobachten und daraus kleine Filme zu machen. Aber von den anderen. Ich war immer hinter meiner kleinen, unprofessionellen Videokamera.“ In ihrer Heimat Zell am See hat Gadenstätter die Handelsakademie besucht und wollte dann – „etwas naiv“, wie sie heute sagt – auf die Filmakademie gehen. „Ich bin bei der Aufnahmeprüfung gleich in der ersten Runde ausgeschieden.“ Also hat sie Publizistik und Theaterwissenschaften studiert.

Über das Comedycasting zu Ö3. Schon während des Studiums hat sie bei Ö3 begonnen. „Das war eine ein bisschen peinliche Geschichte, aber im Nachhinein ist es lustig. Ich habe eine Anzeige gesehen: Ö3 sucht . . . Aber als ich da hineingekommen bin, habe ich eine Menge Menschen mit Gitarre, oder die gerade etwas vorgetragen haben, gesehen – denn es war ein Comedycasting.“ Gadenstätter ließ sich nicht beirren, trat vor die Jury – und wurde für das Ö3-Hörerservice engagiert. Später war sie Reporterin, kam als Karenzvertretung zum „News-Flash“ ins ORF-TV. Es war 2006, als sie den Schritt vor die Kamera wagte. „Ich hab mir gedacht, ich probiere das einfach aus, und bin draufgekommen, dass das ein Job ist, den ich sehr gern mache. Ich kann Geschichten erzählen und den Zuschauerinnen und Zuschauern Dinge näherbringen, die sie so noch nicht gesehen haben.“

Wie sie sich vorbereitet? „Ich bin eine klassische Zeitungsleserin. Ich mag es nicht, online zu lesen.“ Sie sei, sagt Gadenstätter, eine „Sehr-gern- und manchmal eine Vielarbeiterin“. Zum Ausgleich geht sie Skifahren, laufen, in die Natur. „Wenn mir alles zu viel wird, fahre ich nach Hause nach Zell am See und gehe auf den Berg – dafür nehme ich mir die Zeit.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2019)

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