Gebt Amy Schumer einen Orden!

Das Foto postete Amy Schumer aus dem Krankenhaus eine Woche nach der Geburt ihres Sohnes mit der Zeile: "Milf alert 1 o'clock"
Das Foto postete Amy Schumer aus dem Krankenhaus eine Woche nach der Geburt ihres Sohnes mit der Zeile: "Milf alert 1 o'clock" (Screenshot)
  • Drucken

Selten hat ein Instagram-Auftritt so viel Sinn ergeben wie der von Amy Schumer. Die US-amerikanische Schauspielerin teilt dort sehr realistisch ihre schwierige Schwangerschaft und die Geburt ihres ersten Kindes. Eine digitale Stilkritik (und Lobeshymne).

Ich muss dieses Mediagram mit einem Geständnis beginnen: Zwischendurch ging mir Amy Schumer durchaus auf die Nerven mit ihrem „I hate to be pregnant“-Gejammer, weil ja: Neun Monate können lang sein. Doch dann kam ihr Sohn zur Welt - einen Abend vor Baby Archie,  dem jüngsten Sproß der britischen Royal Family, weshalb die Schumers auch posteten: „Our Royal Baby was born.“ Und die Schauspielerin bewies in den Stunden und Tagen darauf ihre Großartigkeit. Weil sie ihren Tonfall trotz Baby Gene in Händen, nicht plötzlich geändert hat, ihre aktuelle Lebenslage seither immer noch mit einer wohltuenden Mischung aus Skepsis und Zynismus beschreibt und mit Hashtags wie #titsleaking oder #wearingadiaper versieht.

Das Internet feiert Schumer zu Recht seit einer Woche für eines ihrer postpartalen Posts: Da sieht man im Vordergrund ihre Schwägerin mit Schumers Baby im Arm und dahinter ist die Sicht frei in ein Krankenhauszimmer und eine völlig derangierte Amy Schumer im Spitalspyjama mit zerzausten Haaren und einem Blick voller Erschöpfung, Misstrauen und Abneigung gegen das, was da um ein Uhr Nachts auf sie zukommt, nämlich: Das Baby stillen. Es ist ein Stil(l)leben des Grauens und bildet für viele nachvollziehbar sehr realistisch und authentisch ab, wie sich die ersten Tage nach einer Geburt anfühlen können. Das Foto bekam 1,2 Millionen Likes. Am Wochenende folgte dann ein Foto mit Still-Pumpen an ihren beiden Brüsten.

Selten hat ein Instagram-Profil so viel Sinn ergeben wie der von Amy Schumer seit ihrer Schwangerschaft. Die 37-jährige Stand-up-Komödiantin und Schauspielerin galt lange Zeit als Paradesingle und machte sich darüber nicht nur in ihren Filmen („Dating Queen“) oder Kabarettprogrammen lustig, sondern eben auch in den sozialen Netzwerken. Dann fand sie einen Partner, den sie Anfang 2018 heiratete; schließlich wurde sie schwanger, aber Schumer entschied sich, ihr Leben weiterhin so authentisch und ehrlich wie möglich darzustellen. Auf Instagram folgen ihr so viele Menschen wie Österreich Einwohner hat.

Amy Schumers „Pregnagram“

Ihre Schwangerschaft war von Anfang an schwierig, Schumer litt an unstillbarem Schwangerschaftserbrechen und musste das erste Trimester vorwiegend liegen. Das alles teilte sie mit ihren Fans auf „Pregnagram“ und machte sich dabei gern lustig – über sich und die anderen, die das schwanger sein als besonders schöne Erfahrung preisen. Unter ein Foto von ihr, das sie auf einem Sofa an einem Infusionstropf zeigte, schrieb sie: „Strahle ich?“ – eine Anspielung auf das Strahlen mancher Schwangeren.

Als sich ihr Zustand ein wenig besserte, postete sie ein Foto von ihrem digitalen Schrittzähler mit der Tagesbilanz von 138 Schritten und zwei verbrannten Kalorien mit den Worten: „Yaaaaaazzzzzz!“ Sie zeigte sich schlafend, knotzend, runder und runder werdend und eine Woche vor der Geburt bei der letzten Untersuchung in der Klinik mit voll gespanntem Babybauch und einem Shirt mit der Aufschrift „I Hate Mondays“.

Vieles von ihren Erlebnissen floß parallel in ihr Kabarettprogramm „Growing“, das auf Netflix abrufbar ist.

Natürlich sollte man nicht ganz vergessen, dass eine Frau wie Amy Schumer zumindest alle finanziellen Mittel hat, sich auch in einer schwierigen Schwangerschaft ärztliche und sonstige Betreuung angedeihen zu lassen. Trotz der realistischen Darstellung bleibt sie eine privilegierte Frau. Was ihre Aufklärungsleistung auf ihrem Instagram-Profil nicht schmälern soll. Ihre uneitle und echte Art, ihr Leben zu teilen, macht sie für viele Menschen zu einer Heldin. Gebt dieser Frau einen Orden!

Wer ist das eigentlich?

Wer ist das Eigentlich?

Amy Schumer (*1. Juni 1981 in New York) ist Stand-up-Komödiantin, Schaupielerin und Drehbuchautorin, bekannt für ihre Filme „Trainwreck“ (deutscher Titel: Dating Queen) und „Snatched“ (Mädelstrip“, Auftritte in „30 Rock“ und vor allem für ihre Comedyserie „Inside Amy Schumer“. Zuletzt erschien ihr Netflix-Spezial „Growing", ein Kabarettprogramm über ihre Schwangerschaft.

Sie wuchs in Manhattan und nach der Trwennung ihrer Eltern Long Island auf, bevr sie in Baltimore, Maryland auf die Universität ging. Sie ist das mittlere von drei Kindern, heiratete 2018 den Koch und Farmer Chris Fischer und bekam am 5.Mai ihren ersten Sohn. Auf Instagram hat sie 8,7 Millionen Follower.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.