Der Orgelspieler der Styria ist tot

Er prägte die Geschichte der Styria maßgeblich: Johann Trummer, 1940−2019.
Er prägte die Geschichte der Styria maßgeblich: Johann Trummer, 1940−2019. (c) Richard Gro§schŠdl/ballguide (Richard Großschädl)
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Johann Trummer war das Gegenteil eines egozentrischen Medienmanagers. Vielleicht war er auch deswegen so erfolgreich als Styria-Pionier, Priester und Lehrender.

Menschen mit Intellekt, Entscheidungskraft und Gespür für andere sind selten laut, sondern häufig leise, zurückhaltend und beobachtend. Hans Trummer, stellvertretender Aufsichtsratspräsident der Styria, ist am Donnerstag nach kurzer schwerer Krankheit in seinem 80. Lebensjahr verstorben. Bis zuletzt gehörten seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit dem Verlag und der Kirche und seine Leidenschaft dem Orgelspiel. Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair würdigte den obersten Eigentümervertreter der Styria Media Group in einer Aussendung am Freitag: „Er, der dem Katholischen Medien Verein seit 1983 als Obmann vorstand, hat die Geschichte und Geschicke der Styria maßgeblich geprägt und dazu beigetragen, unseren Konzern Mitte der 1990er-Jahre vollständig neu und zukunftsweisend zu ordnen. Jedes funktionierende Unternehmen hat eine Seele, die von Menschen repräsentiert wird. Hans Trummer war die Spitze dieser Styria-Seele.“

Zuhören war eine seiner Stärken

Tatsächlich verstand es Trummer wie kaum ein anderer, mit den Mitarbeitern der unterschiedlichen Medien des Konzerns auf Augenhöhe zu reden, zuzuhören und – in Zeiten der sogenannten Zeitungskrise nicht ganz unwichtig – mitunter sogar Trost zu spenden. Voller Zuversicht sah er in die Zukunft der Printmedien, an ihr Ende wollte er nicht glauben.

Er verfügte über einen feinen Humor, der die Bezeichnung „hintergründig“ mehr als verdiente, wusste um die Vorgänge in den Medien immer perfekt Bescheid und trug oft ein fast als schelmisch zu beschreibendes Lächeln im Gesicht. Blieb Optimist, während so viele seines Alters zynisch werden: Dass Papst Franziskus die Kirche übernahm, hat ihn in seiner positiven Weltsicht bestärkt.

Viele katholische Medienhäuser, meist mit langer Tradition, sind während der vergangenen Jahrzehnte der Reihe nach kläglich zusammengebrochen, wie überhaupt das Verhältnis zwischen Kirche und Medien ein schwieriges (geblieben) ist. Angesichts dessen ist die Styria (zu der auch „Die Presse“ und unter anderem die „Kleine Zeitung“ gehören) sowie deren Eigentümer, der Katholische Medien Verein, eine Erfolgsgeschichte, die Trummer mitgeschrieben hat.

Der emeritierte Universitätsprofessor für Liturgiewissenschaft und leidenschaftliche Organist bildete bis vor Kurzem in Minsk und St. Petersburg Studenten aus. Er gab selbst international Konzerte, war Mitglied der Neuen Bachgesellschaft zu Leipzig.

Johann Trummer wurde am 18. 2. 1940 als eines von fünf Kindern in Bruck an der Mur geboren. In Graz studierte er zusätzlich zu Theologie auch Orgel und Cembalo. Im Jahr seiner Promotion wurde er vor ziemlich genau 55 Jahren, am 5. Juli 1964, zum Priester geweiht.

Professor aus Leidenschaft

Ab 1966 war er zusätzlich Lehrbeauftragter der Abteilung für Kirchenmusik an der Musikhochschule Graz und übernahm später auch deren Leitung. Als Professor an der Kunstuniversität Graz baute er nach seiner Emeritierung das Fach „Kirchenmusik“ zu einem vollwertigen Studium aus. Später war er an der Formulierung des Hochschulstudiengesetzes 1983 und der Studienlehrpläne für die Kirchenmusikausbildung an den drei österreichischen Musikhochschulen beteiligt; er war Sekretär der Bischöfe Johann Schoiswohl und Johann Weber; er hat die Öffentlichkeitsarbeit der Diözese Graz-Seckau geleitet, dann das Grazer Priesterseminar, später auch noch den Diözesanen-Wirtschaftsrat.

Einer von Trummers ehemaligen Studenten dankte ihm am Freitag mit einfühlsamen Worten in einem Facebook-Post, darin betonte er: „Erst später wurde mir klar, dass hinter Hans Trummer einer der einflussreichsten und mächtigsten Persönlichkeiten dieses Landes steckte.“ So ging es vielen mit ihm: Er ging mit seiner Macht nie hausieren.

Styria-Vorstand Markus Mair formulierte es in seinen Abschiedsworten am Freitag so: „Wir verlieren einen langjährigen Weggefährten, einen väterlichen Freund und einen unermesslich wertvollen Menschen.“ Genau so ist es.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2019)

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