Schon bald müssen 600 ORF-Mitarbeiter absiedeln. Das ORF-Zentrum am Küniglberg ist sanierungsbedürftig. Ab April soll mit den Instandhaltungsarbeiten begonnen werden.
Das ORF-Zentrum am Küniglberg ist sanierungsbedürftig – und zwar so sehr, dass schon in wenigen Wochen, ab April, mit den Instandhaltungsarbeiten begonnen werden muss. ORF-Chef Alexander Wrabetz informierte seine Mitarbeiter am Mittwoch in einem E-Mail, dass der Bauteil I (das sechsstöckige Hauptgebäude, in dem Geschäftsführung und Rechtsabteilung untergebracht sind und sonntags „Im Zentrum“ gedreht wird) komplett geräumt werden muss und 600 Mitarbeiter abgesiedelt werden müssen.
Eine solche Absiedelung stand schon seit einigen Wochen im Raum. Dass Wrabetz seine Mitarbeiter noch vor dem zur Klärung der Sanierungsfrage einberufenen Sonderstiftungsrat am 20.Jänner informiert, zeigt, wie dringend gehandelt werden muss. Offenbar belegen Gutachten den schlechten statischen Zustand des Hauptgebäudes; solange dort täglich Mitarbeiter ein und aus gehen, besteht die Gefahr, dass Personen verletzt werden, wofür der ORF haften müsste. Durch die Absiedelung der kaufmännischen Büros – etwa in die leer stehende Meidlinger Kaserne – könnten Redaktionen und ORF-Geschäftsführung auf Zeit voneinander getrennt werden. Das kommt vielleicht zur rechten Zeit. Denn der Unmut der Redaktionen auf die ORF-Geschäftsführung ist wegen des umstrittenen Personalpakets so groß wie schon lange nicht: Mehr als ein Drittel aller ORF-Mitarbeiter, nämlich 1316 von 3281, haben die „Liste für einen unabhängigen ORF“ unterschrieben, darunter 1126 hauptberufliche ORF-Journalisten und 190 Informationsprogramm-Mitarbeiter. Der Redakteursrat bekräftige am Mittwoch seine Kritik an der Bestellung des SPÖ-Stiftungsrates Niko Pelinka zum Büroleiter von Wrabetz. Pelinka sei durch seinen vom „Kurier“ bekannt gemachten Mailwechsel mit seinen „Freundeskreis“-Kollegen „endgültig inakzeptabel“ geworden.
In der Nacht auf Mittwoch war die Ausschreibungsfrist für den Posten des Chefbüroleiters zu Ende gegangen. Neben Pelinka sollen Bewerbungen im „niedrigen dreistelligen Bereich“ für den Posten eingegangen sein, es werde jedenfalls ein Hearing der Kandidaten geben, sagte ORF-Sprecher Martin Biedermann. Kritik an den Vorgängen übt auch der Österreichische Frauenring. Da bei den Postenvergaben keine Rücksicht auf die geforderte Frauenquote genommen wurde, könne der ORF-interne Gleichstellungsplan in den nächsten Jahren gar nicht zum Tragen kommen. APA/awa
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2012)