Bundeskanzler Sebastian Kurz war der letzte Gast in den Sommergesprächen des ORF. Er blieb freundlich-distanziert, erklärte den Moderatoren mitunter die Welt, große Geheimnisse über sich verriet er allerdings nicht.
Die Moderatoren bemühten sich – auch mit den passend zugespielten Stimmen aus der Bevölkerung – Sebastian Kurz auf das Thema Religion, sein Verhältnis zur Kirche, die (vergessenen) christlich-sozialen Wurzeln abzuklopfen. Kurz beschied knapp: „Religion ist Privatsache“. Auch auf Nachfrage blieb er dabei. Auf Debatten über die gerade in kirchlichen Kreisen umstrittene Homo-Ehe ließ er sich ebenfalls nicht ein: Höchstgerichtliche Entscheidungen seien in einem Rechtsstaat zu akzeptieren. Ob und wie er selbst heiraten werde, mochte er auch nicht verraten. Dass er nicht mehr christlich-sozial sei, wollte er so aber nicht stehen lassen: Gerade mit dem Familienbonus plus habe die ÖVP christlich-soziale Akzente gesetzt.
Wie man mit den Sündern in den eigenen Reihen umgeht, war dann das nächste Thema. Die EU-Abgeordnete Claudia Schmidt habe wegen als rassistisch kritisierter Aussagen nicht zurücktreten müssen, weil sie sich umgehend entschuldigt habe. Bei Efgani Dönmez hingegen, so Kurz, sei das doch ein wenig anders gewesen. Konkreter wurde er dabei nicht.
Ärgerlich findet Kurz erwartungsgemäß Anspielungen auf den Nationalsozialismus, wenn es um ihn oder seine Regierung gehe: Wenn man einem sachpolitisch nicht mehr beikommen könne, dann greife man eben auf Hitler-Vergleiche zurück.
Die Welt der Migration
In der Folge erklärte der Kanzler dem Moderatoren-Duo dann die Welt der Migration: Die Mittelmeer-Route, meinte er, sei fast schon wieder geschlossen. Auch hier wurde der rote Faden gewissermaßen weitergesponnen: Was er denn zur Kritik des Papstes an den Zuständen in Libyen sage, wurde Kurz gefragt. Dessen Antwort: Die Menschen sollen sich gar nicht auf den Weg nach Libyen machen, den Schleppern das Handwerk gelegt werden.
Das Vorhaben von Michelle Bachelet, UNO-Kontrollore nach Österreich schicken zu wollen, tat er – jedenfalls nach außen hin – gelassen ab. Die Spitze, dass es sich hier um eine ehemalige „sozialistische“ Politikerin handelt, konnte er sich aber nicht verkneifen.
Genauer hinsehen, so Kurz, könnte man allerdings in Ungarn, Polen, der Slowakei oder Rumänien. „Rechtsstaatlichkeit und Demokratie gilt es zu schützen – überall.“
Weitere Kritik – am 12-Stunden-Tag, seinen Sponsoren aus der Wirtschaft – ließ er abprallen. Einen finsteren Masterplan zum Umbau des Staates gebe es nicht. Er wolle die Mitte stärken, der Sozialstaat soll treffsicherer werden, die Wirtschaft florieren.