In "Die.Nacht – PopUp" testet der ORF neue Formate: Der 30-jährige Antiheld "Dave" machte den Anfang. Die ersten beiden Folgen schnitten quotenmäßig nicht allzu schlecht ab.
Ein Kabarettist unterhält als "U-Bahn-Star" am Westbahnhof, so weit so unspektakulär. Da das Gesicht von David Scheid aber noch weitgehend unbekannt ist, kann er in der Rolle des "Dave" performen. Der Auftritt war am Dienstag in ORF Eins zu sehen. Scheid spielt einen heruntergekommenen 30-Jährigen, der als Influencer durchstarten will. Sein "Gig im Untergrund" wurde zwar bemitleidet, als Satire konnte es scheinbar dennoch niemand entlarven. Im Gesamten kam die neue ORF-Satire-Sendung dann aber nicht so schlecht an, wie sein Rap am Westbahnhof. Im Gegenteil.
Wer die TV-Sendung "Die Tagespresse", des gleichnamigen Satiremediums im ORF gesehen hat, kennt auch bereits die Figur "Dave". Der sich von billigen Energydrinks ernährende und alle möglichen Substanzen konsumierende Antiheld war bei der "Tagespresse" als "seriöser" ORF-Redakteur unterwegs. Mehrere renommierte Experten ließen sich vom "Jugendreporter" an der Nase herumführen. Schon da merkte man, dass sich der Kabarettist in der Rolle des Antihelden wohlfühlt. Jetzt wurde die Figur noch überspitzter fortgesetzt, Dave als gefeuerter ORF-Reporter.
Geburtstags-Porsche aus Döbling
Die Rolle des Antihelden "Dave" erinnert an "Frank Gallagher" aus der US-Serie "Shameless", nur dass Dave erst 30 ist, keine Kinder hat und man sich fragt, wie er sich seine mittlerweile halb vermüllte Wohnung leisten kann. Die Finanzierung dieser klärte sich, als er seine Eltern besuchte. Die wohnen in einer Döblinger Villa, die er zu seinem 30er aufsuchte, um seinen Geburtstags-Porsche abzuholen.
Abgesehen davon, dass Dave dann doch keinen Porsche mitnahm, enttäuschte der schauspielerische Teil der Eltern. Die klischeehafte Darstellung der Reichen aus dem 19. Bezirk ist am Papier zwar eine lustige Idee. Am Schirm war sie allerdings weniger unterhaltsam und langatmig. Die zweite Folge, die sich ähnlichen Klischees bediente, war dafür umso kurzweiliger - auch Slapstick-Einlagen wollen geübt sein.
Im versifften Unterhemd und völlig verkatert öffnet "Dave", dessen eigentlicher Name Dorian Aurelius Felix Emmanuel ist, die Türe und fragt den Dokumentarfilmer "Jan Nikolaus" warum er "schon wieder da ist". So begannen beide Folgen "Dave" des Comedy-Abends "Die.Nacht". "Dave" zeigte sich zwar nicht als großer Quotenbringer, jedoch als guter Vorreiter für die folgenden Formate. Später besucht er noch die Cannabis-Messe und deckt sich mich Geschenken der Messe-Stände ein, um sie später bekifft im Zug zu vergessen.
In der ersten Folge am 23. Oktober erreichte "Dave" durchschnittlich 104.000 Zuschauer. Am 30. Oktober konnte sich die Sendung etwas steigern, auf 115.000. Die Late-Night-Show "Willkommen Österreich" im Programm direkt davor erreicht zum Vergleich durchschnittlich 300.000 Zuseher. Die Quoten der "Tagespresse"-Show konnte "Dave" allerdings nicht schlagen. Dort schalteten durchschnittlich 242.000 Zuseher pro Folge ein.
ORF testet drei neue Comedy-Formate
Der ORF will jedenfalls testen, was beim Publikum ankommt. "Die Dienstagnacht steht für Ausprobieren. Scheitern ist Teil dieser Sendung", sagte der Sendungsverantwortliche Florian Kehrer, mit Blick auf die Liste der fehlgeschlagenen Versuche. Als nächstes geht das Female-Comedy-Format "fahrlässig" am 6. und am 11. November an den Start. Danach folgt in der Dienstag nacht um 23 Uhr "Top1" mit Hannes Duscher und Roland Gratzer, am 20. November und die Woche darauf.
>>> "Die.Nacht - PopUp: DAVE" vom Di. den 30.11. zum Nachschauen
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