Im neuen Politik-Magazin von Servus TV ging es gestern darum, wie die katholische Kirche sexuelle Gewalttäter deckt – und warum Kinder auf die Straße gehen.
Der Name des neuen, stark beworbenen Politik-Magazins auf Servus TV ließ einiges erwarten: Unter dem Titel „Factum“ präsentierte gestern erstmals Michael Fleischhacker die 45 Minuten lange Sendung; vor schwarzem Hintergrund und mit Justitia an seiner Seite. Hier sollte man Fakten statt Meinung bekommen, so das Versprechen. Tatsächlich spießte sich dies mit dem Anspruch, möglichst große Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Im Zentrum stand das Thema Missbrauch in der katholischen Kirche. Ein überaus langer Magazinbeitrag zeigte gebrochene Männer, die von Übergriffen berichteten. Einem dieser Opfer folgte die (versteckte) Kamera nach Deutschland und in das Haus seines ehemaligen Peinigers: Es war eine von wenigen heiseren Worten getragene, äußerst bedrückende Situation.
Wie zeigt man Missbrauch? Eine schwierige Frage, die Servus TV mit schwarz-weißen Sequenzen im Comic-Stil beantwortete. Da drückt ein Mann einen Bub nieder, dieser ergibt sich ihm mit entsetztem Blick, dann rückt die Zunge des Mannes ins Zentrum: Den Vorwurf, reißerisch zu sein, muss sich der Beitrag jedenfalls gefallen lassen. Das Thema aber war gut gewählt, wie vor allem das Studio-Interview des ehemaligen „Presse“-Chefredakteurs Fleischhacker zeigte (er wechselt sich in der Präsentation der Sendung mit Gundula Geiginger ab).
Geladen war Waltraud Klasnic, Leiterin der unabhängigen Opferschutzanwaltschaft. Während sie darauf verwies, dass es bei diesen älteren Fällen vor allem um die Opfer gehen müsse, bohrte Fleischhacker beständig zur Täterseite nach: Diese Personen seien nicht nur Opfer des Missbrauchs, sondern auch Vertuschungsopfer. Ob denn Klasnics Anwaltschaft nicht nur ein Feigenblatt für die Kirche sei? Sie kümmere sich „brav und lieb“ um die Opfer, die Täter von damals würden weiter gedeckt. Ein intensives Gespräch.
Fakt oder Meinung?
Für weitere Themen blieb wenig Platz, ein Beitrag zur Schüler-Demonstration geriet vor allem als Kritik an ihr, was angesichts des Sendungsnamens doch überraschte. "Die Demo wurde zu einem Pflichtevent hochstilisiert“, hieß es da. Und ein Journalist stellte den Jugendlichen am Heldenplatz in herablassendem Ton Fragen wie „Wie machst du das, wie stoppst du den Klimawandel?“ Die Schüler, so wurde insinuiert, seien vor allem da, um die Schule zu schwänzen. „Factum“ weiß denn auch, dass "der Großteil der Schüler die Demo als Event sieht". Doch woher eigentlich?
Übrigens: Heute, Donnerstag, diskutiert Michael Fleischhacker auch im "Talk im Hangar-7" zu dem Thema "Missbrauch in der Kirche: Vertuscht, verschwiegen, verjährt?"