Kabarettist Dieter Hildebrandt gestorben

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GERMANY ADOLF GRIMME AWARDS(c) EPA (Joerg Carstensen)
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Gestern hatte der Mitbegründer der "Münchner Lach- und Schießgesellschaft" seine Krebserkrankung öffentlich gemacht. Er wurde 86 Jahre alt.

Der deutsche Kabarettist Dieter Hildebrandt ist tot. Der 86-Jährige starb in der Nacht auf Mittwoch in einem Münchner Krankenhaus. Erst am Dienstag war die Krebserkrankung des Mitbegründers der "Münchner Lach- und Schießgesellschaft" öffentlich geworden. Hildebrand hatte mit der Münchner Zeitung "tz" (Mittwochsausgabe) darüber gesprochen, dass im Sommer Prostatakrebs bei ihm diagnostiziert worden war.

Hildebrandt hat sich als Autor, Kabarettist und Schauspieler einen Namen gemacht. Bekannt wurde er vor allem durch die "Münchner Lach- und Schießgesellschaft" und Fernsehformate wie "Scheibenwischer". Die Satiresendung wurde von 1980 bis in das Jahr 2003 ausgestrahlt. Für Bayerns ehemaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß war Hildebrandts spitze Zunge "politische Giftmischerei", der Bayerische Rundfunk blendete ihn wegen "nicht gemeinschaftsverträglicher" Elemente gar manchmal aus dem Programm aus.

Luftwaffenhelfer, Platzanweiser, Unbequemer

Dieter Hildebrandt 1992 bei der Satiresendung ''Scheibenwischer'
Dieter Hildebrandt 1992 bei der Satiresendung ''Scheibenwischer'(c) APA (DPA/Rolf Kersten)

Dieter Hildebrandt wurde am 23. Mai 1927 als Sohn eines Oberlandwirtschaftsrats im schlesischen Bunzlau geboren. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er mit 16 Jahren Luftwaffenhelfer in Berlin und Oberschlesien. Nach dem Abitur begann er Literatur- und Theaterwissenschaft sowie Kunstgeschichte zu studieren.

Seinen Lebensunterhalt verdiente Hildebrandt unter anderem als Platzanweiser im ersten Münchner Nachkriegskabarett "Die kleine Freiheit". Dort lernte er seine Vorbilder kennen: Werner Finck, Erich Kästner und andere Größen des Politkabaretts. Da habe es gefunkt, erinnert sich Hildebrandt. Kabarett mit kritischer Distanz zu allen Herrschenden, das erschien ihm eine wichtige Aufgaben in der jungen Nachkriegsdemokratie. Nicht "hingucken und weggucken, sondern Schnauze aufmachen" war sein Entschluss, als er 26 Jahre alt war. 1955 gründete er mit Studienkollegen das Studentenkabarett "Die Namenslosen".

Ein Jahr später stand sein Entschluss fest, Berufskabarettist zu werden. Er gründete mit dem Regisseur Sammy Drechsel, Ursula Herking, Klaus Havenstein und Hans-Jürgen Diedrich die "Münchner Lach- und Schießgesellschaft". Das Premierenprogramm "Denn sie müssen nicht, was sie tun" wurde zur Kabarettlegende.

Film-Satiren "Kehraus" oder "Kir Royal"

Erfolg hatte Hildebrandt auch auf Kleinkunstbühnen und in Film-Satiren, wie "Kehraus" oder "Kir Royal". 1992 kam er mit dem ersten abendfüllenden Spielfilm "Wir Enkelkinder" von Bruno Johans in die Kinos. Ein erster Publikumserfolg als Schriftsteller gelang ihm 1986 mit seiner Autobiografie "Was bleibt mir übrig".

Der Kabarettist wurde unter anderem (stellvertretend für das "Scheibenwischer"-Team) mit dem Adolf-Grimme-Preis in Gold, sowie dem Salzburger Stier und dem Erich-Kästner-Preis ausgezeichnet. 2011 erhielt er den kulturellen Ehrenpreis der Stadt München.

In memoriam ändert Ö1 sein Programm und sendet am Sonntag, den 24. November um 22.05 Uhr ein von Ursula Burkert und Silvia Lahner gestaltetes "Contra".

(APA/dpa)

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