Die interimistische Burgführung wird heute um 10:30 Uhr vorgestellt. Die besten Chancen haben zwei ehemalige Vizedirektoren: Karin Bergmann und Hermann Beil.
Die besten Chancen auf die interimistische Führung des Burgtheaters haben zwei alte Bekannte: Die ehemalige Burg-Vizedirektorin Karin Bergmann und Hermann Beil, Claus Peymanns früherer Kodirektor am Burgtheater und jetziger Chefdramaturg am Berliner Ensembles. Beiden darf zugetraut werden, dass sie einerseits imstande sind, die jetzige Burg-Krise - es droht ein Fehlbetrag im Budget von bis zu 13 Millionen Euro - bewältigen können, sich andererseits nicht beim kommenden Sparpaket von den Politikern über den Tisch ziehen lassen. Denn diese Gefahr besteht.
„Zunächst einmal muss das Burgtheater entschuldet werden. Am besten, man gründet eine Bad Bank, wie man das auch bei Unternehmen macht, die Österreicher haben ja Erfahrung damit", erklärte Frank Baumbauer, langjähriger Intendant in Basel, Hamburg, München, Dienstag der „Presse". Baumbauer selbst, das hat er bereits klar gemacht, will nicht interimistischer Burg-Chef werden. Auf die Frage, ob er 2015/16 die Burg übernehmen wolle, sagt er: „Wenn ich wegen einer Position gefragt werde, überlege ich es mir. Erst dann! Das habe ich immer so gemacht."
Lieber kein Mime, ein Profi als Chef
Dass sich die Verhandlungen um die interimistische Intendanz als so schwierig erwiesen, hat Gründe. Zum einen: Es geht um die konkreten Ausmaße des Sparpakets. Zum anderen: Bergmann hatte Spannungen mit dem mächtigen Holding-Chef Georg Springer, dessen Position aber seit der Krise nicht mehr so stark ist.
Sie würde die interimistische Leitung auch allein übernehmen. Bergmann wirkt ausgleichend, aber als Vize-Chefin unter Nikolaus Bachler, der ihr viel freie Hand ließ, musste sie sich auch energisch durchsetzen. Mit dem entlassenen Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann verstand sie sich nicht - sie verließ das Burgtheater. Bergmann war u. a. Peymanns und Rudi Klausnitzers Pressesprecherin (als Klausnitzer Intendant der Vereinigen Bühnen Wien war): Eine Expertin für schwierige Männer sozusagen.
Beil will, heißt es, nicht alleine die interimistische Führung übernehmen. Er gilt als Intellektueller, Intendanzen wurden ihm angeboten, er hat bisher keine übernommen. Für Kulturminister Josef Ostermayer (S), der die letzten Tage intensive Verhandlungen führte, war wichtig, dass ein Profi die Burg übernimmt, niemand aus dem Ensemble.
Ostermayer will am Mittwochvormittag die interimistische Nachfolge für die künstlerische Leitung präsentieren.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2014)