Deutsche Tirolurlauber über Piefke-Saga 2.0 empört

Die Piefke-Saga
Die Piefke-Saga Facebook (Osttirol spielt Felix Mitterer 2018)
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Auch 30 Jahre, nachdem Felix Mitterers Fernseh-Klassiker Gemüter in deutschen und heimischen Landen in Wallungen versetzt hat, birgt die legendäre "Sattmann"-Story noch immer gehörig Empörungs-Potenzial in sich.

Piefke-Saga reloaded: Die Aufführungen der Theatergruppe Rabensteiner im Osttiroler Virgen empörte nun deutsche Gäste derart, dass sie einen lokalen Bäcker boykottierten.

Der Grund laut einem Bericht der "Kleinen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe): Bäckermeister Ernst Joast, der im Bezirk mehrere Bäckereien betreibt, fungiert auch als Theater-Sponsor. Joast erhielt laut eigenen Angaben ein Email von einem deutschen Urlauber-Ehepaar. Die Gäste teilten ihm mit, dass sie seine Geschäfte nie mehr betreten werden. "Ich wollte ihnen zurückschreiben, dass sie die idealen Statisten für die Piefke-Sage wären", sagte der Bäckermeister der "Kleinen Zeitung". Geantwortet habe er dann doch höflich, aber bestimmt: "Ich schrieb, dass wir stolz sind, heimische Vereine unterstützen zu dürfen, die Derartiges auf die Bühne bringen". Joast umriss laut dem Bericht den Inhalt der Saga als skurrile Auswüchse des Tourismus, wo die Einheimischen genauso aufs Korn genommen werden.

Doch auch Tourismusbetriebe in Lienz und Matrei in Osttirol sollen die ausverkauften Aufführungen auf die Palme gebracht haben. Der Grund vor allem: Vier Plakate, mit denen die Rabensteiner die Piefke-Saga auf Brettern in großen Lettern bewerben. Das Stück werde mitten in der Hochsaison, "wo die Deutschen da sind", an der Straße derart provokant beworben, ärgerten sich die Touristiker. Breiten Unmut gebe es deswegen in Matrei. Das Ergebnis eines Rundrufes der "Kleinen Zeitung" habe jedoch anderes ergeben: Niemand will etwas gesagt haben.

Peymann im Publikum

Gelassen reagierte die Theatergruppe. "Das Zillertal wurde nach der Erstaufführung im Fernsehen von deutschen Gästen überrannt", verwies Josef Dichtl von den Rabensteinern darauf, dass (mediale) Empörung sich auch ganz leicht versilbern lässt. Franz Theurl, der Obmann des Tourismusverbandes Osttirol, kündigte an, rund 50 der Drehstühle kaufen zu wollen, auf denen das Publikum die Aufführung verfolgt. Aufstellen wolle man die Unikate vor allem an Aussichtspunkten in der Region Virgental, aber: "Wir müssen eine Möglichkeit finden, die Sessel zu fixieren, damit keiner mitgenommen wird."

Zumindest einen "Piefke" schien die Aufführung der Osttiroler übrigens keineswegs zu stören. Ex-Burgtheater-Direktor Claus Peymann konnte sich stolzer Besitzer einer Eintrittskarte nennen. Aufgrund des großen Andrangs sei der Theater-Zampano aber auch nur dank einer Stornierung zu einer der begehrten Stücke gekommen.

(APA)

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