Salzburger Festspiele 2011: Netrebko, "Faust", Handke

Salzburger Festspiele 2011 Netrebko
Salzburger Festspiele 2011 Netrebko(c) Dapd (Kerstin Joensson)
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Drei Neuproduktionen stehen auf dem Opernprogramm, darunter Verdis "Macbeth". Für die Pernerinsel in Hallein ist ein "Faust"-Marathon geplant. Eine Uraufführung ist von Peter Handke.

Vom 27. Juli bis 30. August 2011 gehen die Salzburger Festspiele über die Bühne. Markus Hinterhäuser, seit September dieses Jahres Interims-Intendant der Salzburger Festspiele, präsentierte am Mittwoch sein Opernprogramm für den Festspielsommer. Er hat den Festspielen kein Motto vorangestellt, sondern ein Zitat von Luigi Nono: "Das Ohr aufwecken, die Augen, das menschliche Denken". Zentrale Neuproduktion ist Giuseppe Verdis "Macbeth" in der Regie von Peter Stein und dem Dirigat von Riccardo Muti. "Es war nicht einfach, diese beiden geschmeidig zueinander zu führen", erläutere Hinterhäuser. "Das hat mich ein paar Monate gekostet. Muti und Stein leiden ja beide nicht an einem unterentwickelten Ego. Aber bei Proben in Mutis Haus in Ravenna sind sie einander nahe gekommen", so Hinterhäuser erleichtert.

Neu produziert wird zudem "Vec Makropulos" ("Die Sache Makropulos") von Leos Janacek. Esa-Pekka Salonen wird am Pult der Wiener Philharmoniker stehen, Christoph Marthaler wird diese in Salzburg noch nie gespielte Oper in Szene setzen.

Anna Netrebko als Iolanta

Die dritte von Hinterhäuser initiierte Neuproduktion ist ein konzertanter Opernabend mit zwei Einaktern. "Le Rossignol" von Igor Strawinsky und Tschaikowskys "Iolanta" - zwei ganz selten aufgeführte Märchen mit Musik - werden im Großen Festspielhaus vom Mozarteumorchester Salzburg und Ivor Bolton realisiert. Für die Hauptrolle als Iolanta haben die Festspiele Anna Netrebko engagiert.

"Ich habe den Spielraum, der mir geblieben ist, auch in der Oper genutzt", erläuterte der Übergangs-Intendant. "Einiges habe ich auch gerne von Vorgänger Jürgen Flimm übernommen." Das ist vor allem die Da Ponte-Trilogie von Regisseur Claus Guth. "Aber es wird nicht einfach Wiederaufnahmen geben. Claus Guth wird alle drei Opern gründlich überarbeiten, bis hin zu den Bühnenbildern. Vor allem aber werden zwei der drei Opern von anderen Orchestern gespielt. 'Don Giovanni' bleibt bei den Wienern (unter Yannick Nézet-Séguin, Anm.), aber 'Figaros Hochzeit' wird vom Orchestra of the Age of Enlightment unter Robin Ticciati gespielt und 'Cosi fan tutte' von Marc Minkowski und seinen Musiciens du Louvre."

Als große Neuproduktion 2011 ist zudem "Frau ohne Schatten" von Richard Strauss angekündigt. Diese Oper wird von Christian Thielemann, den Wiener Philharmonikern und Regisseur Christof Loy geleitet. Die Pfingstoper am 10. Juni im Haus für Mozart stammt von Saverio Mercadante (1795-1870) und heißt "I due Figaro". Verantwortlich dafür zeichnet Riccardo Muti.

Mahler prägt Konzertprogramm

Hinterhäusers fünftes Konzertprogramm für die Salzburger Festspiele 2011 ist geprägt von Gustav Mahler. In den neun Konzerten der Mahler-Szenen werden Künstler wie Pierre Boulez, Matthias Goerne, Johan Botha, Miah Persson, Kent Nagano oder Gustav Dudamel ihre Beiträge leisten und Mahler von allen Seiten beleuchten. Für die Kammermusikfassung der vierten Symphonie hat Hinterhäuser mit Renaud Capucon, Clemens Hagen, Martin Grubinger oder Jörg Widmann selbst ein Ensemble aus den bestmöglichen Musikern zusammengestellt.

Zentralen Platz im Konzertprogramm nimmt zudem die Reihe "Der fünfte Kontinent" ein. Am Beginn der Reihe steht jener "Prometeo" von Luigi Nono, mit dem Hinterhäusers Karriere als Programmgestalter begonnen hat. Vor 18 Jahren hat er dieses von Elektronik unterstützte Vokal- und Instrumentalstück für "Zeitfluss" erstmals nach Salzburg geholt. Auch 2011 ist der Aufführungsort die Kollegienkirche.

"Faust" eins und zwei

Das Festspielpublikum erwartet natürlich nicht nur in der Oper, sondern auch im Schauspiel. Schauspiel-Chef Thomas Oberender setzt 2011 vor allem auf Goethes "Faust" und plant Teil eins und Teil zwei der Tragödie in einem sechsstündigen Marathon auf der Pernerinsel in Hallein. Regie in dieser Koproduktion mit dem Hamburger Thalia Theater wird Nicolas Stemann führen.

"Auf eigene Faust" und "Jenseits der Grenze" heißen zwei Reihen, die "Dichter zu Gast" ersetzen werden. Dabei wird unter anderm Daniel Kehlmann in einer von Christopher Hampton inszenierten Lesung dem Wahnsinn des österreichischen Mathematikers Kurt Gödel nachforschen. Sein Stück "Geister in Princeton", im Auftrag der Festspiele verfasst, wird am 24. September in Graz uraufgeführt. Margarethe Mitscherlich wird über "Die Radikalität des Alters" reden, und Jon Fosse präsentiert seine eigene Faust-Version. Klaus Maria Brandauer leistet seinen Beitrag mit Lars Vogt, und für die Neukomposition der Musik für den Faust-Filmklassiker von Friedrich Wilhelm Murnau hat Oberender an Tobias Schwenke ebenso einen Kompositionsauftrag vergeben wie an Gustav (alias Eva Jantschitsch), die "Unterhaltungsmusik zur Suche nach Erkenntnis" schreiben soll.

Handke mit "Immer noch Sturm"

Peter Handke hat sich für die Uraufführung von "Immer noch Sturm" für Salzburg entschieden, Dimiter Gotscheff wird - ebenfalls auf der Pernerinsel - inszenieren. Auch diese Aufführung wird mit dem Thalia Theater Hamburg koproduziert. "Die vier Himmelsrichtungen" heißt ein neues Stück von Roland Schimmelpfennig, das im Landestheater uraufgeführt werden wird. Der Autor wird die Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin selbst inszenieren.

Mit "Maß für Maß" und der studentischen Freiluft-Produktion "Sommernachtstraum" setzt Oberender zudem einen Shakespeare-Schwerpunkt. Thomas Ostermeier wird das von Marius von Mayenburg neu übersetzte "Maß für Maß" inszenieren, außerdem kehrt Gert Voss mit diesem Stück nach Salzburg zurück.

Auch das "Young Directors Project" ist formal neu gestaltet. Zum einen wird es 2001 vier Produktionen aus den USA sowie aus Nord- und West-Europa geben, darunter einen Museumsbesuch mit verbundenen Augen ("Symphony of a missing room") oder einen Kurs für Gesellschaftstänze und gute Manieren ("The Dinner Club"). Vor allem aber ist der Regie-Wettbewerb so organisiert, dass in zehn Tagen eine Art Repertoire-Betrieb entsteht, bei dem bis zu vier Vorführungen an einem Tag besucht werden können. Die Vorstellungen finden fast täglich nicht nur im republic, sondern auch in einer Vorstadtvilla, im Museum der Moderne, der Großen Aula oder einem Salzburger Bürgerhaus statt.

Salzburger Festspiele

www.salzburgerfestspiele.at

(APA)

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