Pop

Das Ende eines Skandals: Der Echo wird abgeschafft

Kollegah und Farid Bang bei der 27 Verleihung des Deutschen Musikpreises Echo 2018 in der Messe Ber
Kollegah und Farid Bang bei der 27 Verleihung des Deutschen Musikpreises Echo 2018 in der Messe Ber(c) imago/Future Image (Frederic Kern)
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Auf die Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang folgte eine heftige Entrüstung. Und nun das Ende des Musikpreises.

Für viele war der Echo in den vergangenen Wochen nur noch ein Symbol des Zynismus. Nun wird er gar kein Symbol mehr sein: Es wird ihn in Zukunft nicht mehr geben. Das teilte der Bundesverband Musikindustrie am Mittwoch auf seiner Homepage mit in Berlin mit. Er reagierte damit auf die Kontroverse um die Preisvergabe an ein als antisemitisch kritisiertes Rap-Album.

Zum Hintergrund: Die beiden Rapper Kollegah und Farid Bang wurden am 12. April für ein als judenfeindlich kritisiertes Album mit dem Echo geehrt. Es enthält Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow".

Die Auszeichnung löste eine Welle der Kritik aus. Bei der Gala war Sänger Campino (Die Toten Hosen) noch der einzige, der auf der Bühne anprangerte, dass eine Grenze überschritten worden sei. Später kündigten etliche Künstler an, ihre Trophäen zurückgeben zu wollen.

»Den „ECHO“ wird es nicht mehr geben. Das hat der Vorstand des Bundesverbandes Musikindustrie gestern in einer außerordentlichen Sitzung in Berlin beschlossen. Der ECHO sei viele Jahre ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen. Auch steht für den Vorstand außer Frage, dass Deutschland als drittgrößter Musikmarkt der Welt zur genre- und generationsübergreifenden Auszeichnung von Künstlerinnen und Künstlern weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht. Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird. Das um den diesjährigen ECHO herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole.

Die Marke ECHO sei so stark beschädigt worden, dass ein vollständiger Neuanfang notwendig sei, der auch eine Neuaufstellung bei ECHO KLASSIK und ECHO JAZZ nach sich ziehe. In dieser Überzeugung nennt der Vorstand bereits erste konkrete Schritte: Er wird die drei Preise in eine eigene Struktur überführen. Im Zuge dessen werden auch die bisher involvierten Gremien ihre Tätigkeit einstellen. Die Kriterien der Nominierung und Preisvergabe werden dabei vollständig verändert. Wie beim ECHO KLASSIK und ECHO JAZZ, die von Anfang an reine Jury-Preise waren, soll beim neuen Musikpreis auch für den Pop-Bereich die Jury stärker in den Vordergrund rücken.
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Aus der Erklärung

(red.)

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Kollegah (im Bild beim Echo) und Farid Bang wurden am für ein Album geehrt, das Textzeile wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow" enthält.
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