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Abba im Interview: „Ein neuer Abba-Song wird im 6/8-Takt sein“

André Anwar
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Abba-Mitglied Björn Ulvaeus spricht über das Revival – und schließt Livekonzerte des Quartetts völlig aus.

Nicht nur ehemalige Fans, auch distinguierte Pop-Intellektuelle reagierten freudig erregt auf die Nachricht, dass Abba – das aus zwei (Ex-)Ehepaaren bestehende Quartett, das so viele perfekte Popsongs („Waterloo“, „SOS“, „Fernando“ usw.) schuf – zwei neue Songs aufgenommen hat, die es im Dezember im BBC-Fernsehen und dann 2019 auf einer Tournee vorstellen will – allerdings nicht persönlich, nur in Gestalt von Avataren, dreidimensional animierten Jugendversionen ihrer selbst. Unser Korrespondent in Schweden konnte bei der Eröffnung einer neuen Sonderschau im populären Abba-Museum in Stockholm mit dem heute 73-jährigen Abba-Gitarristen und -Komponisten Björn Ulvaeus sprechen.


Die Presse: Können Sie etwas über die zwei neuen Abba-Songs verraten? Wird man Abba wiedererkennen?

Björn Ulvaeus: Ja, sie klingen sehr nach Abba, wir sind ja Abba. Einer der beiden Songs ist nicht so sehr Disco, er ist im 6/8-Takt. Mehr sage ich jetzt nicht.


Wird es mehr neue Abba-Songs geben?

Zur Person

Hm, das weiß man nie.Abba-Frontmann Björn Ulvaeus (73) wurde 1945 bei Göteborg als Sohn eines Abteilungsleiters und einer Verkäuferin geboren. Zum 13. Geburtstag erhielt er seine erste akustische Gitarre. 1963 gewann er einen Schulwettbewerb - da wurde der spätere Abba-Manager Stikkan Andersson auf ihn aufmerksam. 1966 traf er Benny Andersson, 1970 kam das erste Album „Lycka“ (Glück) mit den damaligen Hintergrundsängerinnen Agnetha Fältskog (mit der Ulvaeus von 1971 bis 1979 auch verheiratet war) und Anni-Frid „Frida“ Lyngstad heraus. Abba war geboren. 1982 löste sich die Band auf.

Heute ist Ulvaeus auch Unternehmer - er führt ein Hotel in Stockholm und ist in der Immobilienbranche aktiv. Die Band Abba ist heute auch durch einige kommerzielle Formate präsent - vom Musical „Mamma Mia!“ bis zum interaktiven „Abba the Museum“ in Stockholm, wo Besucher neben Hologrammen der Abba-Mitglieder auf der Bühne mitsingen können. Digitale Abbilder der Musiker werden 2019 auch auf Tour gehen.


Sie waren erstmals seit über 30 Jahren gemeinsam im Studio. Wie war das?

Letztlich total fantastisch. Als ob es nie eine Pause gegeben hätte. Zwischen uns ist ein sehr enges Band gewachsen, wir haben ja so viel zusammen durchgemacht. Das fühlten wir alle bei den Aufnahmen. Da ist etwas sehr Spezielles zwischen uns vier.


Wie kam es dann einst zur Trennung?

Es lag daran, dass wir Anfang der Achtziger unterschiedliche Interessen entwickelten. Benny und ich wollten sehr gern ein Musical schreiben, Agnetha und Frida wollten sich als eigenständige Sängerinnen versuchen. Gänzlich trennen wollten wir uns 1982 ja gar nicht, wir wollten nur für eine begrenzte Zeit unsere eigenen Projekte verfolgen und dann wieder als Abba zusammenkommen. Aber es läuft manchmal anders, als man glaubt.


Verstehen Sie den grandiosen Hype, der gerade weltweit um Abba gemacht wird?

Eigentlich nicht, ehrlich gesagt. Als wir 1982 Abba auflösten, dachten wir eher, dass wir Schritt für Schritt wieder in Vergessenheit geraten würden. Aber es ist schön, dass unsere Musik noch immer so geschätzt wird.

Swedish pop group Abba: Benny Andersson, Anni-Frid Lyngstad, Agnetha Faltskog and Bjorn Ulvaeus, sings the song 'Waterloo' in STV studio in Stockholm, Sweden, during the Swedish qualifying for Eurovision Song Contest in Brighton
Swedish pop group Abba: Benny Andersson, Anni-Frid Lyngstad, Agnetha Faltskog and Bjorn Ulvaeus, sings the song 'Waterloo' in STV studio in Stockholm, Sweden, during the Swedish qualifying for Eurovision Song Contest in BrightonREUTERS

Sie haben gesagt, es sei toll, dass Sie 2019 mit Ihrem Hund in Stockholm spazieren gehen können, während Sie gleichzeitig als digitales Björn-Hologramm in Tokio auftreten. Das klingt seltsam: Die Abba-Musik ist so menschlich, so warm. Passt das zu kalten Computeranimationen?

Unsere Avatare werden überhaupt nicht kalt sein! Sie werden aussehen wie richtige Menschen, und ich verspreche: Sie werden mit viel Humor und viel menschlicher Wärme auftreten. Das wird auch mehr als nur eine gewöhnliche Bühnenshow sein.


Und Sie können sich nicht vorstellen, doch noch einmal persönlich gemeinsam aufzutreten? Das machen doch die Rolling Stones auch noch und nicht zu selten?

Wir waren schon damals nicht besonders verliebt in Live-Auftritte. Wir mochten die Arbeit im Aufnahmestudio lieber.


Also werden wir tatsächlich Abba nie wieder live erleben?

Nej, nej, nej, nej, absolut nicht, völlig ausgeschlossen. Das wird nie passieren.

Comeback für zwei Songs

Die legendäre schwedische Pop-Gruppe Abba hat sich für zwei neue Songs noch einmal wiedervereint. Die vier Musiker kamen 35 Jahre nach der Auflösung der Gruppe für die Aufnahme der Songs  - einer davon wird "I Still Have Faith in You" heißen - im Studio wieder zusammen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2018)

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