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Soll man Michael Jacksons Songs noch spielen?

Selbst lebenslang kindlich: Michael Jackson (1958–2009).
Selbst lebenslang kindlich: Michael Jackson (1958–2009).(c) REUTERS (Russell Boyce)
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Nach der Doku „Leaving Neverland“ sind die Missbrauchsvorwürfe wieder präsent. Soll man Michael Jacksons Songs noch im Radio spielen? Und was erzählen sie uns über den Popstar und Kinderfreund? Eine Spurensuche im Neverland.

Im Frühling 1973 kaufte sich der neunjährige Thomas K. (Name von der Redaktion nicht geändert) um 45 Schilling (circa drei Euro) im Kaufhaus Stafa seine erste Popsingle: Sie war von Gary Glitter und hieß „Do You Wanna Touch Me? (Oh Yeah!)“. Zu röhrendem Glamrock sang Gary Glitter Zeilen wie: „Every growin' boy needs a little joy“. Dieser Aussage hätte auch ein Wiener Bub, der sich nach dem Indianerspielen im Fernsehen „Spotlight“ (mit Showmaster Peter Rapp, einmal mit Gary Glitter als Gast) ansehen durfte, zugestimmt, wenn denn sein Englisch dazu ausgereicht hätte . . .

Ein Vierteljahrhundert später, 1998, wurde Paul Gadd vulgo Gary Glitter zum ersten Mal verurteilt – zu vier Monaten Gefängnis, wegen Besitzes von Kinderpornografie. 2002 wurde er wegen Verdachts auf Kindesmissbrauch aus Kambodscha ausgewiesen; 2006 wurde er in Vietnam wegen Unzucht mit zwei Mädchen verurteilt; 2008 wurde er nach Großbritannien abgeschoben. Dort wurde er 2015 wegen – in den Siebzigerjahren verübter – sexueller Vergehen gegen Minderjährige zu 16 Jahren Haft verurteilt.

Darf man Gary Glitter spielen?

Just „Do You Wanna Touch Me? (Oh Yeah!)“ wurde 2001 noch einmal erfolgreich. Es kam in einer Version der US-Schauspielerin Gwyneth Paltrow in Australien auf Platz eins. Heute sind Gary Glitters Hits im Radio – abgesehen vielleicht von Siebzigerjahre-Nostalgiesendungen – kaum präsent, im Gegensatz zu Michael Jacksons Songs. Diese wurden nun allerdings von einigen Stationen aus den Playlists gestrichen, von BBC Radio 2 etwa: „Entscheidungen darüber, was wir spielen, werden immer unter Berücksichtigung des relevanten Publikums und des Kontextes getroffen“, erklärte ein Sprecher.

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