"Der schönste Mann von Wien": Vater und Sohn im Studio

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Herbert Janata interpretiert mit seinem Sohn Sebastian - Schlagzeuger von Ja, Panik - die Lieder seiner Band Worried Men Skiffle Group neu.

Herbert Janata wurde schon als kleiner Bub von seinem älteren Bruder durch die Jazzlokale Wiens geschleift. Adebar, Strohkoffer, Tabarin und auch den Gmoa-Keller hat er so früh kennengelernt. Gierig schnappte er überall etwas auf, entschied sich dann aber doch für einen ganz eigenen künstlerischen Weg. Statt um Jazz, sollte sich für Janata alles um den Skiffle, eine amerikanische Arme-Leut-Musik, die u.a. mit Waschrumpeln, Teekistenbass, ja selbst mit Gießkannen gespielt wurde.

Die von Herbert Janata mitbegründete Worried Men Skiffle Group zelebrierte unter Einbeziehung von reichlich Kazoo-Sounds diese damals hierzulande unbekannte Arte Povera. Nach wackeren 54 Jahren löste sich die Combo im Vorjahr auf. Für Janata war das schon ein wenig bitter. Um so schöner, dass sich sein Sohn Sebastian, Schlagzeuger von Ja, Panik, plötzlich für die alten Hadern erwärmen kann. Aus einem von einer Bekannten angeregten gemeinsamen Auftritt wurde ein dauerhaftes Vater-Sohn-Bandprojekt: Worried Man & Worried Boy.

„Was ich am interessantesten finde“, konstatiert Sohn Sebastian, „ist, dass sich von der Haltung her beim Skiffle Parallelen zu Punk erkennen lassen. Die Songs haben nicht mehr als zwei Akkorde und werden urschnell gespielt.“ Auf ihrem eben edierten Opus präsentieren die beiden Neues, bürsten aber auch Klassiker der Worried Men Skiffle Group gegen den Strich. „Glaubst i bin bled“ etwa, das einen Text von Konrad Bayer aufgreift.„Angeregt hatte das damals der Alfred Treiber. Der frisch gegründete Sender Ö3 hat uns eingeladen. Bis dahin waren unsere Lieder strikt auf Englisch. Treiber brachte uns ein Manuskript mit zehn, zwölf Texten von Achleitner, Okopenko, Bayer. Mir hat Bayers „Glaubst i bin bled“ sehr behagt. Also haben wir's damit probiert“, erzählt Janata.

Discjockey Andreas, so hat sich André Heller damals genannt, habe das Lied im Radio vorgestellt. Dann verschwand das Lied in der Schublade und wurde erst zwei Jahre später wieder hervorgeholt und im Fernsehen bei Peter Lodynski präsentiert. Erst dann ging die Karriere los. „Endlich trudelten Plattenfirmenangebote rein. Wir unterschrieben gleich das erste von Ariola. 14 Tage später haben wir unsere erste Single präsentiert und waren über den Erfolg erstaunt. Wir waren ja stets nur eine Hurrapartie...“ In den Siebzigerjahren häuften sich die Hits. „I bin a Weh“, „I wü owa I trau mi net“, „Der Mensch is a Sau“ – immer wieder war man in der Jugendsendung „Spotlight“ zu Gast. „Der Peter Rapp ist ein ganz lieber Freund. Ich glaub, der hat dann schon kleinere Probleme bekommen, weil er uns so oft eingeladen hat. Aber er stand einfach auf uns.“

Wie auch heutige Jugendsender. Die Neuaufnahme von „Der schönste Mann von Wien“ hat sich immerhin zum FM4-Radiohit aufgeplustert. Als Gastsänger dafür haben sich die beiden Herren Janata den Nino aus Wien ausgesucht. Er singt das einst vom Matzleinsdorfer Stehgreifsänger Carl Lorens komponierte Kleinod so authentisch, als hätte er es gerade selbst geschrieben. Ein anderes Highlight ist der von Janata senior brillant intonierte „Flohzirkusdirektor“. Der pointierte Text stammt von Walter Eselböck, dem früheren Betreiber der Eselmühle in St.Margarethen, der als Ausgleich zum deftigen Wirtsleben Verfeinerung in der Dichtung gesucht hat.

Alle machen Musik

„Zweimal hab ich das Lied schon aufgenommen“, sagt Janata senior, „aber die neue Version mit meinem Buben, die gefällt mir eindeutig am besten.“ Alle seine Kinder machen Musik, aber nur Sebastian auch professionell. „Bevor er noch richtig gehen konnte, hat er schon eine richtige Time aufs Blechhäferl hingebracht. Deshalb war sein Wunsch nach Schlagzeug ein logischer.“ Um so schöner, dass Sebastian nun für Worried Man & Worried Boy zur Gitarre gegriffen hat, die er auf wahrhaftige, naive Weise spielt. Aufgenommen wurde strikt analog in der burgenländischen Wahlheimat, in der Cselley-Mühle in Oslip. „Wir wollten die Lieder nicht komplett neu erfinden. Uns ging es darum, für sie einen zeitgenössischen Groove zu finden.“

ZUR PERSON

Worried Man & Worried Boy. In den Siebzigern war die Worried Men Skiffle Group berühmt in Wien. Ihr Ende nach 54 Jahren hat Sänger und Songwriter Herbert Janata mit einem bitteren Nachgeschmack hinnehmen müssen. Nun interessiert sich Sohn Sebastian – Schlagzeuger von Ja, Panik – für die Lieder. Gemeinsam mit seinem Vater und unter dem Namen Worried Man & Worried Boy interpretieren die beiden die Lieder neu. Anstehende Konzerte: 17.3. Wien, Kulisse (Album Release Show), 20.3. Salzburg, Rockhouse, 17.4. Wien, Gasometer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2015)

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