3 Feet Smaller: "Empörte Herzen werden brennen"

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Am 24. Juni erscheint das fünfte Album der Wiener Rockband. Im Interview mit "DiePresse.com" spricht das Quartett über ihr Donauinsel-Konzert, den deutschen Markt und die neue Single "Vienna's Burning".

Von ihren Fans verehrt, im Ausland vielgebucht, von Pop-Kritikern mitunter ignoriert: 3 Feet Smaller sind ein österreichisches Musikphänomen. Im elften Jahr seit ihrer Gründung liefert die Wiener Rockformation mit dem gleichnamigen fünften Album, das am 24. Juni erscheint, ihr bislang geschlossenstes Werk ab. Im Interview mit DiePresse.com sprechen die Bandmitglieder Marcus Smaller, The General, Roberto Franko und The Reverend über den Erfolg in Deutschland, Stilveränderungen und der Unzufriedenheit mit politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen.

DiePresse.com: Das vergangene 3 Feet Smaller Album "Dezember 32nd" ist 2009 auf dem Majorlabel Sony BMG erschienen, das neue selbstbetitelte am 24. Juni 2011 auf Cosmix Records. Wieso entschied sich die Band für den Wechsel der Plattenfirma, welche (finanziellen) Einschnitte bedeutete dieser?

3 Feet Smaller: Cosmix Records kann uns einen vollwertigen Release in Deutschland, der Schweiz und Österreich mit Roughtrade als kompetenten Vertriebspartner bieten. Unser klares Ziel mit diesem Album ist auch im Ausland reüssieren zu können und diese Möglichkeit war mit einem Österreichischen Major-Label nicht gegeben. Für dieses Ziel haben wir in den letzten Jahren mit sehr viel persönlichem, zeitlichem und auch finanziellem Einsatz gearbeitet und auch etliche Entbehrungen hingenommen.

Bedeutet dies, dass ihr die CD selbst finanziert habt?

3 Feet Smaller: Ja. Wir haben die aktuelle Platte, mit Unterstützung des Österreichischen Musikfonds, selbst finanziert.
Am neuen Tonträger fällt aus genrespezifischer Perspektive auf, dass der Punkrock mehr dem Alternative Rock und Crossover-Passagen gewichen ist. Wie seht ihr Eure Stilentwicklung?

3 Feet Smaller: Crossover-Passagen und Einflüsse gab es eigentlich schon auf den letzten beiden Alben (Anmerkung: "3rd Strike", "Dec 32nd"), nur sind sie diesmal stärker in den Vordergrund gerückt. Einerseits spiegelt dies unsere persönlichen Hörgewohnheiten wider und andererseits hat The General (Anmerkung: Gitarrist der Band) zum ersten Mal mit seinen Gitarrenriffs eine 3 Feet Smaller-Platte bereichert. Die bisherigen Alben wurden ja nur von Marcus Smaller und Roberto Franko geschrieben und aufgenommen. Wir wollen uns mit jedem neuen Song, mit jedem Album verbessern und weiterentwickeln. Jeder von uns und unserem Umfeld hat für dieses Album Blut und Wasser geschwitzt und sein Bestes gegeben. Wir haben mit dieser Platte ein komplett neues musikalisches Level für 3 Feet Smaller erreicht.
Wie kam es zu der Kollaboration mit dem deutschen Rapper Ferris MC im Titeltrack "Lead Or Follow", der neben seiner Solokarriere ein Mitglied der hochgelobten und vielgebuchten Electro-Formation Deichkind ist?
3 Feet Smaller: Für "Lead Or Follow" wollten wir unbedingt einen HipHop-Part um der Nummer eine zusätzliche persönliche Note zu geben. Da der Manager von Ferris MC auch gleichzeitig unser deutscher Label-Chef ist lag eine Zusammenarbeit nahe. Ferris war sofort von dem Song begeistert und hat binnen kürzester Zeit die perfekten Reime dazu abgeliefert.

Wird "Lead Or Follow" als Single respective Video released. Wenn ja, wird Ferris MC auch im Video seinen Rap-Part einnehmen?
3 Feet Smaller: Ja und Ja.

Ferris MCs Sprechgesang ist bekanntlich auf Deutsch, auch auf einem weiteren Song des "3 Feet Smaller"-Albums wird auf Deutsch gesungen. Ist hier ein Trend erkennbar, werden die Texte in Zukunft seltener auf Englisch sein?

3 Feet Smaller: Schon auf unserem dritten Album hatten wir bei dem Track "Fade Away" ein deutschsprachiges Feature. Wir haben damit - wie man auch aktuell hören kann -  keine Berührungsängste. Unsere Texte werden aber auch in Zukunft zu 99 Prozent auf Englisch sein, wir wollen mit unseren Songs weltweit Leute erreichen können. Die Sprache des Rock 'n' Roll ist und bleibt Englisch.
Euer Verhältnis zu österreichischen Medien könnte man als zwiespältig konstatieren. Der Fernsehsender gotv pusht 3 Feet Smaller, unter anderem wird dort ein gemeinsamer Golftag mit Euch angeboten. Auch der Radiosender 88.6 spielt euch regelmäßig. Radiosender wie FM4 unterstützen Euch wiederum nicht im gleichen Maße. Wie kommt es zu dieser medialen Diskrepanz?

3 Feet Smaller: Hier liegt es an genannten Medien diese Frage zu beantworten. Wir haben uns seit Anfang an keinem modischen Trend oder zeitgeistigen Geschmäckern unterworfen und unsere musikalische Schiene durchgezogen. Gleichzeitig wollten und wollen wir uns nie in das enge Korsett eines einzigen Musikstils bzw einer bestimmten Szene zwängen. Wir biedern uns bei Niemandem an und diverse Szenen und Medien wissen anscheinend nicht wie sie damit umgehen sollen. Wir machen Musik für unsere Fans, für Leute die bei Konzerten jede Textzeile mitsingen und unsere T-Shirts tragen, nicht für Kritiker oder die Zeitgeist-Polizei.
3 Feet Smaller spielen europaweit rund 70 Konzerte im Jahr. Im Vorjahr habt ihr vor 10.000 Besuchern in Hamburg gespielt. Stichwort Ausland: Gab bzw. gibt es Überlegungen nach z.B. Deutschland zu ziehen, wo es bessere Infrastrukturen für Rockmusik gibt?

3 Feet Smaller: Wir sind derzeit mit unserem Label Cosmix Records und unserer Booking-Agentur K.O.K.S. sehr gut in Deutschland aufgestellt. Für Tourneen und Promotermine sind wir jederzeit vor Ort verfügbar. Bisher gab es für diesen Schritt noch keinen Anlass.
Ist die Resonanz in Deutschland oder in Österreich höher?

3 Feet Smaller: Das Feedback in Deutschland und in Österreich ist immer phänomenal - ein klares Unentschieden (lachen).
Musikalisch würden 3 Feet Smaller aufgrund des Punk/Alternative-Rock-Stils wohl gut in den USA ankommen. Würdet Ihr dort reüssieren? Haben US-amerikanische Konzertveranstalter schon einmal angeklopft?

3 Feet Smaller: Nein, bisher gab es keine Showanfragen aus den USA. Das ist definitiv ein Ziel, das wir erreichen wollen. Wir sind definitiv bereit dafür.
Um nochmals zur ersten Fragen nach dem neuen Album zurückzukommen: Was wäre finanziell gesehen ein Erfolg, was ein Misserfolg? Wieviel Prozent der Einkünfte kommen aus den CD/MP3-Verkauf, wieviel aus dem Merchandising?

3 Feet Smaller: Jeder der sich mit der aktuellen Lage des Musik-Business beschäftigt weiß, dass der Tonträger-Markt im Keller ist. Die Mehrzahl der Einkünfte für Musiker wird in Zukunft bei Live-Konzerten liegen. Wir machen nichts lieber als zu touren und gute Shows abzuliefern. Unsere Konzerte sind seit Anbeginn der Band Grundstein des Erfolges also werden wir unsere bisherige Strategie nicht verändern: Spielen, spielen, spielen.
Die Release-Party des Albums findet nicht in anderen Fällen in einem Club-Kontext statt, sondern auf der Donauinsel. Aus welchem Grund wurde das Open-Air-Festival gewählt? Was erwartet die Besucher Eures Konzerts am Sonntag?

3 Feet Smaller: Das war ein glücklicher Zufall. Die Anfrage für die Donauinselfest-Show kam gleichzeitig zu unserem Entschluss noch vor dem Sommer das Album zu veröffentlichen. Einerseits bieten wir unseren Fans die Möglichkeit das neue Programm bei freiem Eintritt sehen zu können und andererseits können wir am Donauinselfest auch Menschen erreichen, die uns bisher noch nicht kannten. Wir haben eine ganz spezielle Show für Sonntag zusammengestellt und freuen uns schon sehr darauf ... es wird wild.

Welche Message ist hinter der ersten Single aus dem neuen Album "Vienna' Burning" (derzeit hinter Foo Fighters und Kings Of Leon auf Platz drei der gotv-Charts) versteckt? Aus welchem Grund soll Wien brennen?

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