Wiener Tschuschenkapelle: Jugoslawisches Jodeln

(c) Michael Winkelmann
  • Drucken

Die Wiener Tschuschenkapelle spielt Musik aus Österreich. Volkslieder, die leicht "tschuschisch" klingen - mit Augenzwinkern.

Woher das Wort „Tschusch“ wirklich stammt, ist noch immer ungeklärt, und es hat seinen verächtlichen Beigeschmack noch nicht ganz verloren. Trotzdem oder erst recht deshalb hat der Kroate Slavko Ninić seine Band vor 29 Jahren „Tschuschenkapelle“ genannt. Ihre Mission: die Musik der Menschen, die aus Jugoslawien (das gab’s damals noch) als Gastarbeiter gekommen waren, zu spielen – für sie selbst, aber auch für Österreicher, die schon länger hier sind. 14 Schallplatten mit „tschuschischer Musik“, wie Ninić sagt, sind so entstanden. Vereinzelt war auch Österreichisches drauf, doch nach immerhin 40 Jahren im Land beschloss Ninić, eine CD mit Musik (fast) nur aus Österreich zu machen. „Die Patriotische“ nennt er sie und erklärt: „Diese CD ist ein Geschenk an das Land, in dem wir unsere musikalischen Karrieren gemacht haben, in dem wir leben und weben. Um Authentizität haben wir uns redlich bemüht, aber bitte verzeihen Sie, wenn auch diese CD ,tschuschisch‘ klingt. Mit Augenzwinkern – wahrscheinlich können wir nicht anders.“

Der Leser verzeihe das lange Zitat, aber man kann das kaum schöner sagen. Es hat einen ganz eigenen Reiz, wenn etwa das teils gejodelte, gemeinsam mit Maria Craffonara gesungene Volkslied „Aus tirolerischen Almen“ hier leicht „tschuschisch“ klingt, und man meint danach fast, im burgenländisch-kroatischen Volkslied „Oram, jesam oral“ tirolerische Spuren zu hören. Willi Resetarits singt zierlich die zweite Stimme, er stammt ja aus Stinatz und hat dieses Lied schon von seiner Mutter gehört. Ob man irrt, wenn man feine Unterschiede zwischen seinem Kroatisch und dem von Ninić zu hören meint? Wohlklingend sind beide, wenn auch anders als das Ladinische, das in „Bel lingaz“ gepriesen wird. Und wieder anders als das Steirische: In „Herzig schönes Dearndele“ schmiegt sich Theresa Eipeldauers Stimme in innigen Terzen an Ninićs Gesang an. Roland Neuwirth preist in gewohnt derben Stanzen das Saufen.

Immigranten. An die Zeit, als Griechenland noch zu den primären Sehnsuchtsländern der Österreicher zählte, erinnert die Coverversion von Udo Jürgens’ „Griechischer Wein“ – mit Bouzouki, nicht mit Tamburizza! Diese kommt in „Komm Zigan“ (aus der „Gräfin Mariza“) zu ihrem Recht, hier stößt Ninić an seine stimmlichen Grenzen. Nicht in der „Vogelfänger“-Arie aus der „Zauberflöte“: Auch diese Aneignung funktioniert überraschend gut. Ganz ähnlich swingt „Des ist Wien“, in dem ein Immigrantenreigen von Marc Aurel über Beethoven bis zu Ninić antanzt. Gut, dass sie alle hier waren/sind. (TNT)

(c) Beigestellt

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.