Nachwuchs: Rosina im Vogelkäfig

(c) Salzburger Festspiele/Matthias Baus
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Die Salzburger Festspiele bieten zahlreiche Programme an, um Kinder und Jugendliche für Kunst zu begeistern – und talentierten Nachwuchs zu fördern.

Sie ist eine der meistgespielten Opern der Welt und liefert Ohrwürmer ohne Ende: Rossinis „Barbier von Sevilla“. Die Geschichte um den einfallsreichen, gewitzten und charmanten Barbier von Sevilla – genannt Figaro –, der seinem Freund Almaviva durch geniale Tricks hilft, seine angebetete Rosina zu befreien, ist nicht nur die Vorgeschichte zu Mozarts „Figaros Hochzeit“, sondern auch ein Meilenstein der Operngeschichte. Bei den Salzburger Festspielen ist der „Barbier“ heuer als Kinderoper – für Kids ab circa vier Jahren – zu sehen. Weil es kein Leichtes ist, die verworrene Handlung auf eine Stunde zu kürzen und für Kinder verständlich zu machen, wurde eine Spezialistin für die Produktion an Bord geholt: Elena Tzavara (37) hat fünf Jahre lang die Kinderoper in Köln geleitet – europaweit das erste eigene Opernhaus für Kinder und Vorbild für die Kinderoper auf dem Dach der Wiener Staatsoper. Außerdem war sie lange Zeit als Regieassistentin und Produktionsleiterin bei den Salzburger Festspielen tätig. „Da der Barbier eine Nummernoper ist, blutet einem das Herz nicht so beim Kürzen. Die bekannten Arien, wie die Rosina-Arie, die La-Calunnia-Arie haben wir gelassen. Die Chöre haben wir gestrichen, dafür Dialoge gemacht, um die Handlung besser zu veranschaulichen“, erzählt die Regisseurin. Etwa die Mündelgeschichte. „Für die Kinder ist schwer zu verstehen, wieso Bartolo Rosina heiraten will. Durch die Dialoge wird dann klar, dass er sie wegen des Geldes heiraten will.“

Den Schwerenöter-Konflikt lässt Tzavara in den Hintergrund treten. Ihr geht es darum, den Kindern zu zeigen, dass Rosina in einer ausweglosen Situation ist – und befreit werden muss. Das zeigt sie schon zu Beginn sehr eindrucksvoll mit dem Bühnenbild: Da steht ein riesiger Vogelkäfig, in dem die Sängerin als Vögelchen verkleidet gefangen ist . . .

Für Kinder, die auch gern selbst einmal auf der Bühne stehen möchten, bieten die Salzburger Festspiele szenische Einführungsworkshops als Vorbereitung auf den „Barbier von Sevilla“ an: Bei „Spiel und Spaß mit Rossini“ – jeweils vor den Kinderoperaufführungen – lernen die Kinder die Figuren und Handlung des Stücks, aber vor allem die Inszenierung der Oper spielerisch kennen. Auf kreative Art und Weise ermöglichen die Einführungen den jungen Besuchern der Festspiele, Oper aktiv zu entdecken. Bei den begehrten Operncamps treffen sich musikbegeisterte Kinder und Jugendliche aus derhalben Welt und verbringen ohne Eltern eine Woche auf Schloss Arenberg mitten in Salzburg. Für sie werden goße Opern altersgerecht aufbereitet und zugänglich gemacht. Experten aus verschiedensten Kunstbereichen, Pädagogen sowie Wiener Philharmoniker leiten die Workshops und wirken mit. 2015 stehen „Fidelio“ (neun bis 13 Jahre), „Il trovatore“ (13 bis 16 Jahre) und der „Rosenkavalier“ (ab 17 Jahren) auf dem Programm. Zwar sind die Operncamps heuer schon ausgebucht, die öffentlichen Abschlussaufführungen aber für jedermann zugänglich.

„Um Kinder für klassische Musik zu begeistern, ist es entscheidend, möglichst früh nicht nur passiv Musik zu hören, sondern aktiv zu gestalten – etwa durch Erlernen eines Instruments, Singen in einem Chor oder in einem der zahlreichen Workshops und Operncamps. Zusätzlich wird dadurch ein weit verbreitetes Vorurteil, klassische Musik sei altmodisch oder elitär, entkräftet,“ sagt Evamaria Wieser, die bei den Salzburger Festspielen für das Young Singers Project und die Kinderoper zuständig ist. Kinder ab sechs Jahren, die gern singen, können sich für den Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor anmelden: Er ist in die großen Konzert- und Opernproduktionen der Salzburger Festspiele und des Landestheaters Salzburg eingebunden – heuer wirkt er etwa im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss und in Jules Massenets „Werther“ mit.

Young Singers Project. Doch zurück zum Kinder-„Barbier“. Er wird von den Sängerinnen und Sängern des Young Singers Project aufgeführt. Dieses Programm zur Nachwuchsförderung wurde von den Salzburger Festspielen vor sieben Jahren als Karrieresprungbrett für junge Talente ins Leben gerufen. „Das Young Singers Project ermöglicht den jungen Sängern und Sängerinnen eine umfassende und intensive Weiterbildung, die sowohl die musikalische Arbeit als auch viele andere Punkte umfasst, die für den Aufbau einer Karriere wichtig sind. Dies sind etwa szenische Probenarbeit, Sprachcoaching und Lied-Interpretation. In öffentlichen Meisterklassen arbeiten die Teilnehmer mit renommierten Festspielkünstlern wie Christa Ludwig, Bejun Mehta oder Malcolm Martineau zusammen,“ erzählt Wieser. Neben dem Kinder-„Barbier“ werden die Young Singers etwa in „Le nozze di Figaro“, im „Trovatore“ und im „Rosenkavalier“ zu erleben sein. Außerdem präsentieren sie sich am 27. August in einem Abschlusskonzert im Großen Saal des Mozarteums. „Für junge Sänger, die am Anfang ihrer Karriere stehen, ist ein Auftritt bei den Salzburger Festspielen nicht nur eine unglaubliche Chance, sondern auch eine einzigartige Erfahrung, insbesondere durch die Begegnung und Zusammenarbeit mit so vielen namhaften Künstlern,“ weiß Wieser.

Um jungen Menschen den Besuch der Salzburger Festspiele zu vereinfachen, werden wieder Jugendabonnements angeboten: 3000 Karten, um bis zu 90 Prozent ermäßigt, sind für Gäste unter 27 Jahren reserviert.

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