Salzburgs barocker Mozart-Prunk

(c) SF/Marco Borrelli
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Mozarts c-Moll-Messe in einer behutsamen neuen Komplettierung von monumentaler Wirkung.

Die c-Moll-Messe ist neben dem Requiem Mozarts gewichtigster Beitrag zur Kirchenmusik, doch gleichfalls ein Torso – und wirft bis heute Fragen auf. Offenbar als Votivgabe in Zusammenhang mit Mozarts Hochzeit in Wien gedacht wurde sie, obwohl unvollständig, 1783 in St. Peter zu Salzburg aufgeführt: mit Constanze als Sopranistin, die sich damit dem lange Zeit argwöhnischen Schwiegervater Leopold vorstellen kam. Gab Mozart die Komposition dann wegen restriktiver Kirchenmusikerlässe unter Joseph II. auf? Sicher ist, dass seine Begegnung mit der Musik Bachs und Händels im Hause Gottfried van Swietens der Partitur einen barocken Stempel aufgedrückt hat: Die repräsentative, den herkömmlichen Rahmen sprengende Anlage als Kantatenmesse mit vielen selbstständigen Einzelsätzen, althergebrachte Rhetorik und nicht zuletzt die Doppelchörigkeit sprechen eine klare, ins Monumentale drängende Sprache. Doch ist das Werk auch in manchen fertiggestellten Passagen nur unvollständig überliefert, was bereits in der Vergangenheit zu zahlreichen Komplettierungen geführt hat.

Innige, sanfte Töne

Nun hat Ulrich Leisinger von der Internationalen Stiftung Mozarteum eine behutsame neue Version vorgelegt, die keine Ergänzungen vornimmt, wo nichts vorhanden ist, aber dafür insbesondere die originale Achtstimmigkeit in Sanctus und Hosanna rekonstruiert: Diese ist zwar mit dem Autograf und dem Salzburger Aufführungsmaterial verloren gegangen, war aber in einer Art „Sudoku“, wie Leisinger es nennt, aus einer vereinfachten Version des Augsburger Paters Matthäus Fischer (um 1800) und stilistischen Vergleichsquellen wieder zu ertüfteln.

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