Sven-Eric Bechtolf: Der Vielfältige

Sven-Eric Bechtolf
Sven-Eric BechtolfAPA (ROLAND SCHLAGER)
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Sven-Eric Bechtolf ist ein Mann mit vielen Karrieren: gefeierter Schauspieler, Regisseur und seit diesem Sommer neuer Schauspielchef der Festspiele.

So lesen sich die Fakten zu Sven-Eric Bechtolf: „Geboren 1957 in Darmstadt, Schauspieler und Regisseur. Zahlreiche Theaterarbeiten an renommierten deutschsprachigen Bühnen, u. a. am Zürcher Schauspielhaus, am Schauspielhaus Bochum und am Hamburger Thalia Theater. Von 1999 bis 2006 festes Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater, daneben Engagements bei den Salzburger Festspielen. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Nestroy als bester Schauspieler 2001 und 2002.“ Das steht im Klappentext zu dem Buch „Vorabend. Eine Aneignung“.

Geschrieben hat es Sven-Eric Bechtolf, als literarisches „Nebenprodukt“ zu seiner Inszenierung von Wagners „Ring des Nibelungen“ an der Wiener Staatsoper. Mit diesem Sommer kann er sich auch noch den Schauspielchef bei den Salzburger Festspielen in den Lebenslauf schreiben. Das ist so etwas wie eine Rückkehr zu den Wurzeln. Denn am Salzburger Mozarteum hat er studiert. Eigentlich könnte er sich auf seinen Erfolgen als Schauspieler ausruhen, sich seine Rollen aussuchen.

Zur Regie hat es ihn bereits am Hamburger Thalia-Theater gezogen. „Das ist so ein Glücksfall“, meint dazu Rolf Glittenberg, der Bechtolfs Regiekarriere als Bühnenbildner schon lange begleitet, und erinnert sich an den Beginn: „Er kam zu mir und sagte: ,Ich möchte gern ,Romeo und Julia‘ inszenieren. Komm doch nach der Vorstellung auf die Probebühne, ich zeig dir ein paar Sachen.‘ Die ganze Probebühne war bedeckt mit Fotos, Zeichnungen, Textausschnitten, mit einem ganzen Storyboard. Ich fand das so beeindruckend, dass jemand sagt, so stell ich mir das vor. Das habe ich noch nie erlebt. Ich war dann am nächsten Tag beim Intendanten Jürgen Flimm und hab das sehr unterstützt. Flimm hatte ohnehin schon damit geliebäugelt.“ Weitere Regiearbeiten fürs Sprechtheater folgten, am Wiener Burgtheater etwa „Cyrano“ und Schnitzlers „Reigen“.

Intendant Alexander Pereira bot ihm dann seine erste Musiktheaterinszenierung am Opernhaus Zürich: Bergs „Lulu“.  In Salzburg spielte er u. a. den Teufel im „Jedermann“ und den Friedrich Hofreiter in Andrea Breths Regie von Schnitzlers „Das weite Land“. An der Wiener Staatsoper hat er neben Wagners „Ring“ Richard Strauss’ „Arabella“ und zu­letzt Hindemiths „Cardillac“ inszeniert, 2013 folgt Rossinis „La Cenerentola“.

Als neuer Schauspielchef feiert er in Salzburg auch gleich sein Debüt als Opernregisseur: „Ariadne auf Naxos“. Diese Koproduktion mit der Wiener Staatsoper bearbeitet er in der Urfassung, also anstelle des später hinzu­komponierten Vorspiels mit dem von Hofmannsthal übersetzten „Bürger als Edelmann“. In einer Bearbeitung die Bechtolf selbst vornimmt. Oper, Schau­spiel und das Schreiben treffen hier zu­sammen für den Umtriebigen und Vielfältigen. Bleibt zu hoffen, dass er dabei nicht aufs Schauspielen, auch am Burgtheater, das ihm, wie er sagt, „so etwas wie Heimat bedeutet“, ver­gisst. Das Publikum wird es ihm danken.

(Kultur Spezial vom 26.05.2012)

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