Bisher konnte man die preisgekrönte Mini-Serie mit Reese Witherspoon und Nicole Kidman nur auf Sky sehen - oder auf Amazon dafür zahlen. Im ORF kommt sie in Doppelfolgen.
Welcher kleine Bub hat am ersten Schultag das sechsjährige, völlig verstörte Mädchen gewürgt? Der Neuankömmling wird beschuldigt - zum Entsetzen seiner Mutter. Aus dieser Episode entspinnt sich an Kaliforniens Küste der Nahkampf und das Zusammenrücken einiger Familien - und am Ende ein Mord.
Diesmal ist der ORF mit einer ausgezeichneten Serie früh dran: "Big Little Lies" gibt es dort ab dem 31. Mai in zwei Doppel- und einer Dreierfolge. Bisher war die Serie nur auf Sky sehen - oder man konnte auf Amazon dafür zahlen.
Reese Witherspoon spielt die sehr blonde, sehr herzliche und zugleich sehr rabiate Madeline; Nicole Kidman ist wie üblich unnahbar und hintergründig. "Big Little Lies", das gern mit "Desperate Housewives" verglichen wird, aber einiges von "The Slap" oder dem "Gott des Gemetzels" in sich hat, ist insgesamt sehr sehenswert.
Das Jahr 2017 war wieder reich an Serien. Doch welche sind wirklich sehenswert? Wir stellen die elf neuen Serien vor, die wir für die interessantesten des vergangenen Jahres halten: Von der Dystopie über historische Stoffe bis zu unwilligen Superhelden. Und noch zwei Dauerbrenner. Zusammengestellt von Rosa Schmidt-Vierthaler (c) Die Presse (Clemens Fabry) In der aufwendig gedrehten, düsteren Großproduktion verkörpert Tom Hardy den britischen Unternehmer James Delaney, dessen Körper von kunstvollen Tätowierungen und grausigen Narben gezeichnet ist. Man glaubte ihn tot, doch im Jahr 1814 kehrt er zurück nach London, um - naja, was genau er will, bleibt einige Zeit lang unklar. Er tritt jedenfalls das Erbe seines wahnsinnig gewordenen Vaters an. Die Schandtaten der mächtigen East India Company, Voodoo-Visionen, Politik und ein schweres familiäres Erbe werden in "Taboo" kunstvoll miteinander verflochten. Übrigens spielt auch Franka Potente als Puffmutter mit. David Simon, Schöpfer von "The Wire", hat der New Yorker 42nd Street und denen, die dort in den 1970er-Jahren gelebt und für die Sexindustrie gearbeitet haben, ein grandioses Denkmal gesetzt. Mit streckenweise unverständlichem Slang der Zuhälter, von Müll gesäumten Straßen, bröckelnden Fassaden. Die HBO-Produktion "The Deuce" beruht teilweise auf den Lebenserinnerungen eines mittlerweile verstorbenen Barbesitzers, an dessen Tresen am Times Square sich Huren und Künstler, Freier und Dealer, Polizisten und Trinker trafen. Gezeichnet wird das definitiv sehenswerte Porträt eines Viertels. (c) Paul Schiraldi Photography (Paul Schiraldi) Netflix hat diese Truppe zuvor zweieinhalb Jahre lang aufgebaut: In der jeweils eigenen Serie wurde die Geschichte jedes Protagonisten erzählt, in "The Defenders" kämpfen Daredevil, Jessica Jones, Luke Cage und Iron First nun gemeinsam gegen die Unterwelt. Mit dabei Sigourney Weaver als Antagonistin Alexandra. Die Serie weiß zu unterhalten. Die gewohnt düstere, rauchige Atmosphäre ist ein integraler Bestandteil der Marvel-Netflix-Produktionen – genauso wie der smarte Schmäh und die New Yorker Verdrießlichkeit. (c) Netflix Eigentlich hätte die Serie ja "Zwei Prozent" heißen sollen, denn so hoch ist der Anteil schwarzer Studenten am fiktiven Elite-College Winchester. Rassismus ist hier trotzdem kein großes Thema, jedenfalls nicht, bis auf einer Party weiße Studenten sich die Gesichter schwarz anmalen und Kannibalenklischess auspacken. In den ersten paar Folgen stellen sich die Dinge jeweils aus der Sicht eines Charakters dar: Oft lustig, oft klug, oft überraschend. Dann wird es doch noch etwas politischer. (c) Adam Rose/Netflix (Adam Rose/Netflix) Welcher kleine Bub hat am ersten Schultag das sechsjährige Mädchen gewürgt? Aus dieser Episode entspinnt sich an Kaliforniens Küste der Nahkampf einiger Familien (ja, gut, die Mütter sind etwas stärker involviert), der mit einem Mord endet. Reese Witherspoon spielt die sehr blonde, sehr herzliche und zugleich sehr rabiate Madeline ganz wunderbar; Nicole Kidman ist wie üblich unnahbar und hintergründig. "Big Little Lies", das gern mit "Desperate Housewives" verglichen wird, aber einiges von "The Slap" oder dem "Gott des Gemetzels" in sich hat, ist zwar nicht herausragend, aber doch insgesamt sehr sehenswert. Ein kleiner Ort, umgeben von viel Wald. Ein verschwundener Teenager. Eine Gruppe von Freunden, die mit Taschenlampen nachts den Wald durchsucht, wobei – natürlich! – ein weiterer Bub verloren geht. Willkommen im Tausend-Einwohner-Ort Winden. Mit "Dark" bringt Netflix die erste deutschsprachige Produktion heraus. Die ist deutlich düsterer als "Stranger Things", spielt aber auch mit Nostalgie. Das lässt sich durchaus sehen. (c) Netflix Auf eine altmodische Art macht "The Marvelous Mrs. Maisel" vieles richtig: Die Serie, von der Amazon gleich zwei Staffeln auf einmal bestellt hat, hat mit der jüdischen Hausfrau Miriam "Midge" Maisel (beschwingt gespielt von Rachel Brosnahan) eine mitreißende, schlagfertige Heldin, wunderbar witzige Dialoge (kein Wunder, steckt hinter der Serie doch "Gilmore Girls"-Macherin Amy Sherman-Palladino), zauberhaftes 50er-Jahre-New-York-Flair -ohne dabei in Zuckerwatte zu versinken. Im Gegenteil: Als Midge von ihrem Mann und erfolglosem Hobby-Komiker verlassen wird, versucht sie sich selbst auf den Stand-up-Bühnen der Stadt. Und schaukelt nebenbei Mutterschaft, Job, eine wahnwitzige Familie und die Zumutungen der Zeit mit gewinnender Zuversicht. Auch toll: Tony Shalhoub ("Monk") als verpeilter Vater. Ein charmantes Vergnügen! (c) Amazon Da die meisten Frauen durch Umweltverschmutzung unfruchtbar geworden sind, werden die wenigen gebärfähigen an systemtreue Paare als handmaid, als Magd, vermietet: "The Handmaid's Tale" ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Margaret Atwood (deutsch: „Der Report der Magd“) aus dem Jahr 1995. Das Buch ist eine Dystopie im grauenvollsten Sinn – und gilt als Klassiker feministischer Literatur. Die wunderbare Elisbeth Moss spielt die Protagonistin Desfred - und hat zu Recht den Darstellerpreis bei den Emmys für ihre Rolle als Magd bekommen. Die Serie gewann in der Kategorie Drama. (c) Take Five/Hulu Ganz anders ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in "La Belle": Hier haben die Frauen das Sagen. Seitdem ihre Männer bei einer Explosion unter Tage starben, versuchen sie, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Die Männer der Serie dagegen hängen in der Vergangenheit fest, sie sinnen auf Rache, haben Stimme, Sehsinn oder einen Körperteil verloren. Die Serie, die langsam große Handlungsbögen angeht - in erdigen Tönen, reduzierten Farben - zeigt ästhetisch anspruchsvoll das Leben und Sterben in einer unbarmherzigen Welt. (c) Ursula Coyote/Netflix In den vergangenen Jahren gab es unzählige Serien über Serienkiller. "Mindhunter" verlässt die üblichen Pfade, das Interesse der Serie ist nicht, Blut spritzen zu lassen und Grauen zu erzeugen - sondern auf eine akademische Art zu verstehen, was es ist, das den Serientäter treibt. Und zwar in den späten Siebziger Jahren, als Psychologie noch stark belächelt wurde. Die Serie lässt sich Zeit, um ihre Fragen zu formulieren. Das muss man mögen. Übrigens kehrte Regisseur David Fincher ("House of Cards") mit "Mindhunter" zu Netflix zurück. Es ist die erste größere filmische Produktion, die sich den späten 1920ern widmet, der Zeit der Nazidämmerung. Das Volk lebte im Rausch nach dem schrecklichen Krieg und bemerkte kaum, dass es dabei war, seine Demokratie aufzugeben. Verkappte Hauptdarstellerin der Serie ist das laute, ordinäre, kriminelle Berlin. Es geht um ausschweifende Tanzpartys in legendären Etablissements, um politische Widerständler, und um die Armut der Arbeiter. Mit "Babylon Berlin" wollte die deutsche Filmwelt international auf sich aufmerksam machen - sie hat es auch geschafft. (c) Frederic Batier/X Filme/Creative Pool/Gegeto/Beta/Sky Unter den vielen beachtenswerten Serien, die seit längerer Zeit laufen, gab es 2017 wieder neue Staffeln. Auch hier eine Auswahl: Der große Netflix-Erfolg des Vorjahres konnte auch in seiner zweiten Staffel überzeugen: Gespickt mit Referenzen an die 80er und deren Sci-Fi- und Mystery-Hits und wunderschön unheimlich, gewann die Geschichte um übernatürliche Vorkommnisse in einer Kleinstadt an Komplexität, brachte ihre Figuren näher aneinander, hielt die Spannung. Die popkulturelle Tragweite von "Stranger Things" geht soweit, dass junge urbane Menschen wieder "Dungeons & Dragons" spielen, das Lieblingsspiel der Kinderbande in der Serie. Einsteigen lohnt sich jedenfalls. Und Staffel drei hat Netflix schon bestellt. (c) Netflix Über keine andere Serie wurde in diesem Jahr so viel gesprochen und geschrieben: Nach mehr als einem Jahr Wartezeit kam "Game of Thrones" mit der siebten und vorletzten Staffel zurück. Mittlerweile ist sie schon ein popkulturelles Phänomen: Die Serie wird laufend zitiert - ob in Filmen oder Serien, in Late-Night-Shows oder Pop-Songs. In diesem Sommer kam jedenfalls der Winter. Die 13 interessantesten Serien 2017 Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers der australischen Autorin Liane Moriarty wurde 16-fach Emmy-nominiert und achtmal preisgekrönt sowie mit vier Golden Globes ausgezeichnet.
(rovi)
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