Neue Serie: Nicht nur die Pest bringt in Sevilla den Tod

Das Setting bei der „Pest“ erinnert wegen der Figur des verlorenen Sohnes vage an die Verfilmung von Patrick Süskinds Klassiker „Das Parfum“
Das Setting bei der „Pest“ erinnert wegen der Figur des verlorenen Sohnes vage an die Verfilmung von Patrick Süskinds Klassiker „Das Parfum“(c)
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In seiner Heimat Spanien war der Sechsteiler „Die Pest“ sogar erfolgreicher als „Game of Thrones“. Im Sevilla des späten 16. Jahrhunderts rafft die Seuche die Menschen hinweg, aber auch ein Mörder treibt sein Unwesen.

Es dürfte eine dieser ungeschriebenen Regeln im Drehbuchfach sein: Wenn du historische Stoffe erzählst, mach das besonders dunkel und düster. Die spanische Produktion „Die Pest“ (Original: „La Peste“) hat sich daran brav gehalten. Über weite Strecken ist kaum zu erkennen, wer da mit wem bei Kerzenschein oder im Fackellicht spricht oder Tote beseitigt. Trotzdem wurde der Sechsteiler des preisgekrönten Regisseurs Alberto Rodríguez (u. a. „7 Jungfrauen“ und „Marshland“) in seiner Heimat Anfang des Jahres auf dem Streamingdienst Moviestar+ zum Überraschungserfolg. Die Serie hatte mehr Zuseher als die zeitgleich gezeigten Folgen der aktuellen Staffel von „Game of Thrones“.

Der Plot ist schnell erzählt: In einem Viertel der spanischen Hafenstadt Sevilla bricht 1597 die Pest aus, das Viertel wird abgeriegelt und überwacht, Waisenkinder müssen den Kranken Essen und Trinken bringen. 500 Kilometer entfernt, in der Stadt Toledo, lebt versteckt der frühere Soldat und Ketzer Mateo Núñez. Ein Bekannter eines alten Freundes, der nun verstorben ist, findet ihn ihn seinem Versteck und bittet ihn, den 15-jährigen Sohn des Freundes aus der verseuchten Stadt zu holen.

Fast ein bisschen wie „Das Parfum“

Das Setting bei der „Pest“ erinnert wegen der Figur des verlorenen Sohnes vage an die Verfilmung von Patrick Süskinds Klassiker „Das Parfum“. Allerdings orientiert sich die Serie nicht an einem literarischen Stoff, sie hat auch nichts mit Albert Camus' gleichnamigem Roman zu tun, wie man im ersten Moment annimmt. Sie ist vielmehr ein Sittenbild der mittelalterlichen Hafenstadt Sevilla, die sich dank des Meereszugangs zu einem wichtigen Handelsplatz im Mittelmeer entwickelt hat und seit Columbus' Entdeckung der Neuen Welt als Tor zu Amerika sieht. Die Pest steht symbolisch für den Ausbruch von Gier, Missgunst und Neid in der Stadt – alles in allem eine Geschichte, die schon zu oft erzählt wurde.

Der Erfolg der „Pest“ in Spanien überrascht auch deswegen, weil manche Szenen der als „Horrorserie“ eingestuften Produktion erstaunlich plump geraten sind. Die Szene, in der Waisenkinder einen Mann des Nachts absichtlich in die Irre führen, verletzen und ausrauben, anstatt ihm den Weg zu weisen, soll sichtlich gruselig sein. Aber sie ist es einfach nicht.

Für erfahrene, vielleicht von amerikanischen und nordeuropäischen Stoffen gesättigte Serienseher mag es spannend sein, einmal eine spanische Produktion im Original mit englischen Untertiteln anzusehen. Noch dazu eine, in der man garantiert keinen der Darsteller kennt. Viel mehr vermag „Die Pest“ aber nicht zu bieten. Den Spaniern offenbar schon. Aufgrund des großen Erfolgs wurde bereits eine zweite Staffel fixiert.

„Die Pest“: Seit 19. Juli immer donnerstags um 20.15 h in Doppelfolge auf Sky Atlantic HD und auf Abruf über den Streamingdienst Sky Ticket.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2018)

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