Hunderte verschiedene Craft-Biere, Cider und eher vernachlässigbare Diner-Klassiker gibt es im neuen Mel's Craft Beers & Diner in der Wiener Innenstadt.
Der Erste will natürlich jeder sein. Und wenn sich das nicht ausgeht, dann bitte zumindest das Original. Dass keines von beiden zutrifft und sich Mel's Craft Beers & Diner – das mittlerweile fünfte Lokal von Paddy's & Co-Inhaber Billy Reddy – sich aber trotzdem Wiens erste Craft Beer Bar nennt ist – nennen wir es – frech. Denn Craft-Beer-Lokale schießen in Wien derzeit wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem Boden – was zugegeben eine recht erfreuliche Entwicklung ist. Der Burger-Hype wandert weit länger durch die Stadt und ist schon – was man leider allzuoft schmeckt – mehr als abgenutzt. Aber gut, anscheinend gibt es noch immer Bedarf.
Im Mel's Diner gibt es in erster Linie wirklich viel und wirklich gutes Bier. Wie viel genau, weiß man offenbar selbst nicht. Einmal ist von 250 Bieren die Rede, dann wieder von 400. Die Mühe, auf der etwas überladenen Getränkekarte nachzuzählen, habe ich mir leider nicht gemacht. Rund ein Dutzend davon gibt es vom Fass – etwa Kaltenhauser Bernstein, Schladminger Bio Zwickl, Collabs Domrep Pils (sehr fein!), Schremser Vienna IP, Rogue Dead Guy Ale, Weihenstephaner Weißbier oder Birra del Borgo. Preislich geht es ab 3,40 Euro für 0,2 Liter los. Cider werden drei vom Fass – aus den Häusern Aspall und Westons – und einige aus der Flasche geboten. So weit, so gut.
Beim Essen kann es aber nicht schaden, wenn noch etwas daran gearbeitet wird. Geboten werden Diner-Klassiker wie Burger, Sandwiches und Salate. Die Umsetzung ist dann doch etwas lieblos bis langweilig. Das Sandwich Ménage à trois (7,80 Euro) mit Beinschinken, Brie, getrockneten Tomaten und Feigen (drei?) kommt leider mit Industrie-Baguette und eher geschmacklosem Inhalt daher. Der Burger, etwa Baby Blu (9,50 Euro) mit Rindfleisch, Blauschimmelkäse und Rucola, ist etwas besser, kann aber mit den Bieren bei Weitem nicht mithalten. Schade eigentlich.
Mel's Craft Beers & Diner: Wipplingerstraße 9, 1010 Wien, täglich 10 bis 02 Uhr, ✆ 0676/706 81 24
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2015)