Eine Empfehlung: Aus dem Futterboden in Wien Penzing wurde das Wirtshaus Jerusalem mit einer kleinen, aber feinen Wirtshausküche, die diesen Namen verdient.
Leicht hat es die Vorstadt nicht. Sie wird gern romantisiert, wenn es aber dann darum geht, seinen – unabhängig vom Preis – bevorzugten Wiener Wohnbezirk zu nennen, wird gern ein einstellig nummerierter Bezirk genannt. Kulinarisch gibt es in der Vorstadt eigentlich nur zwei Kategorien: die Tschocherln, in denen man sich auf Flüssignahrung spezialisiert hat, und die grundsätzlich beliebten Wirtshäuser. Eigentlich, denn dazwischen gibt es leider auch eine große Bandbreite, sprich sehr viele Wirtshäuser, die zwar so aussehen wie Wirtshäuser, aber leider nicht so kochen. Aber es gibt Ausnahmen. Zum Beispiel das neue, alte Jerusalem in Penzing.
Seit 13 Jahren betreibt dort Nicolas Jerusalem den Futterboden. Gemeinsam mit Manuela Moc hat er jetzt einiges erneuert und Name sowie Konzept geändert. Im Jerusalem wird eine kleine Basiskarte geboten. Darauf finden sich etwa Lamm- oder Chiliwürstel, Burger oder Brettljause. Dazu gibt es Suppen, und zwar – für ein Wirtshaus eher untypisch – keine kräftige Rindsuppe, sondern Gemüsebouillon mit diversen Einlagen. Zum Beispiel mit einer sensationellen Milzschnitte (4,30 Euro). Die Suppe wird in einem Rexglas serviert und beinhaltet reichlich Wurzelgemüse. Sehr fein. Täglich gibt es vier verschiedene Tagesgerichte – mit oder ohne Fleisch. Der Kürbiserdäpfelstrudel (10,90 Euro) ist geschmacklich harmonisch und wird mit einem sensationell marinierten Radicchiosalat mit Orangen und Haselnüssen kombiniert. Die gefüllten Paprika (12,90 Euro) schmecken ebenso, das Faschierte kommt hier, wie vieles, vom Weideschwein. Meine Tischkollegin meinte dazu nur: „Ich, als Ungarin, muss sagen: Sehr gut.“ Die Mohnnudeln (6,90 Euro) hätten ein bisschen früher aus dem Kochtopf genommen werden können, sind aber dank wenig Zucker und Apfelmus dazu trotzdem fein. Außerdem gibt es eine feine, kleine Auswahl an Craft-Bier, hausgemachte Limonaden (Orange-Kardamon sei empfohlen) und Weine vom Mayer am Pfarrplatz, Judith Beck oder Birgit Braunstein.
Wirtshaus Jerusalem: Flachgasse 5, 1140 Wien, Di–Sa: 17–23.30 Uhr, ✆ 01/924 19 42.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2015)