Was soll man in Schlierbach schon essen, außer Käse? Fleisch, zum Beispiel. Von feinem Käse und überraschendem Kerzenschein im Gasthaus Schröcker.
Es gibt ja so Orte, an denen muss man nicht lang überlegen, was man dort essen soll. Zumindest, wenn man das, was von dort berühmterweise kommt, auch mag. Schlierbach und Käse ist so eine Kombination, um die man fast nicht herumkommt. Auch wenn das Ausflugsgasthaus der Wahl, der Schröcker, neben dem Käse aus dem benachbarten Stift auch das Fleisch großschreibt. Naheliegend, bei einem Fleischermeister als Hausherren, der hier unter anderem das Kremstaler Naturrind als Steak, Kremstaler Lamm mit Erdäpfelschmarrn oder hausgemachte Sulz in Essig und Öl serviert. Aber wir waren beim Käse. Beim Schröcker gibt es ihn als Schlierbacher Käsesuppe, als Käseteller oder als Käsesauce zu Schweinsmedaillons. Oder man bekommt dreierlei Gattungen Schlierbacher Käse, verschieden paniert (etwa mit Kürbiskernen) und herausgebacken. Klingt nach dem vegetarischen Standardprogramm in Landgasthäusern der 1990er-Jahre – gebackenem Camembert –, schmeckt aber ungleich besser. „Den Schlierbacher muss man mögen – oder halt nicht“, sagt die Kellnerin. Recht hat sie, auch wenn man den aus dem Supermarkt nicht für das Maß aller Dinge in Sachen Käse aus dem Stift halten sollte.
Aber so moderat die Preise, so üppig sind die ohnehin schon gehaltvollen Portionen. Selbst wenn man teilt, liegt der Käse noch im Magen. Gut, dass das Wirtshaus in einer Ausflugsregion liegt. Nebenan ist etwa das Stift samt Schaukäserei, in der Nähe sind diverse Wanderrouten. Es ist zudem eine Region, in der es zu dieser Jahreszeit so richtig gewittern kann. Mit Bäumen, die umstürzen, Wind, der die Leute spontan in die Gaststube hereintreibt, und einem Stromausfall, bei dem – man kennt das in der Stadt ja eigentlich nicht mehr – der Strom auch wirklich wegbleibt. „Jetzt müsst's halt Wein trinken, bis die Zapfanlage wieder geht“, sagt die Kellnerin ungerührt, zündet Kerzen an, scherzt mit denen, die zu einem unverhofften Kerzenscheindinner gekommen sind. Doch noch eine Überraschung, wenn schon die Speisenwahl so naheliegend war.
Gasthaus Schröcker: Klosterstraße 8, 4553 Schlierbach, Dienstag bis Sonntag 9–24 Uhr, ✆ 07582/812 38, www.schroecker-schlierbach.at
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2016)