Aus dem Café Griensteidl wurde mit dem Rien eine Mischung aus Café, Bar, Restaurant und Ort für Kunst. Gut so.
Was macht ein Walfisch im Kaffeehaus? Für Gesprächsstoff sorgen etwa. Und das kann bei einer Neueröffnung nie schaden. Schon gar nicht, wenn es sich um eine mit Ablaufdatum handelt. Wie auch in dieser Zeitung zu lesen war, ist das vermeintliche Traditionscafé Griensteidl am Michaelerplatz Geschichte – nach 27 Jahren seit der Neueröffnung. Nun ist an dem Ort, in dem vor 1897 sehr wohl ein Literatencafé untergebracht war, eine neue, in der Foodie-Szene nicht unbekannte Partie eingezogen. Was, so viel sei verraten, für die Gäste nicht von Schaden ist. Vielleicht haben auch deshalb die Wiener die Touristen hier abgelöst. Bis Jahresende bespielen die Damen und Herren von Friendship.is, die u. a. für die Feldküche bekannt sind, den Ort als eine Art Café, Bar, Restaurant, Raum für Kunst und bald auch Designshop.
Was hier aus der Küche getragen wird, macht Freude. Wer schon einmal ein Feldküchenevent besucht hat, kennt eventuell den einen oder anderen Gang. Das macht nichts, denn ein derart zartes Seeviche von der Lachsforelle mit Sauerkraut, Pfefferoni, Gurken und allerlei Kräutern (12,50 Euro) kann man gar nicht oft genug essen. Auch die Eierschwammerlravioli mit Liebstöckl und Bergkäse (16,50 Euro) sind nicht verkehrt. Besonders fein, wenn auch nicht jedermanns Sache, sind aber die Speckrahmkutteln (15,50 Euro) mit wunderbar knackigen Fisolen und flaumigen Schwarzbrotknödeln. Dazu gibt es Trumer vom Fass (3,80 Euro/ 0,3 l), hausgemachten Wermut, ein paar tolle Weine, Frühstück, tagsüber Kaffeehausjause und Feines aus der Pâtisserie von Viola Bachmayr-Heyda, die man vom Joseph-Bistro kennt. Danke, Walfisch.
Rien: Michaelerplatz 2, 1010 Wien, Di–Sa: 9–1 Uhr, So: 9–18 Uhr, www.rien.at