Nur nicht schlappmachen

Tulpen: Kapriziöse Frühblüher.
Tulpen: Kapriziöse Frühblüher.(c) Ute Woltron
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Die Rettung der Schnitttulpe ist einfach, wenn man eine Sonntagspresse zur Hand hat.

So ein dicker, üppiger Tulpenstrauß, derzeit überall in vielen Farben um wenig Geld zu haben, kann eine Augenweide sein, aber mitunter währt die Freude daran nur kurz. Jeder kennt derlei Tulpen-Niederlage: Die Blüten, kaum eingefrischt, hängen schlapp samt Stängel über den Vasenrand. Sie überleben zwar, saufen Wasser, bleiben aber wie in Erschöpfung erstarrt in der unschönen Hängeposition gefangen.

Sollte dieses Übel auch Ihnen, oder besser, Ihren eben erworbenen Prachttulpen widerfahren, so ziehen Sie diese sofort wieder aus der Vase und legen sie flach auf. Greifen Sie zur Sonntagspresse, natürlich nur, wenn Sie die bereits genüsslich von vorne bis hinten durchgelesen haben. Dann wickeln Sie das Papier recht straff um den zuvor wieder gerade gebogenen und zurechtgerückten Tulpenstrauß und stellen Sie ihn solchermaßen rundum verstärkt und gehalten wieder ins Wasser.

Eifrige können auch das Zeitungspapier anfeuchten, dann erholen sich die kapriziösen Frühblüher schneller. Sobald sich die Zellen der Blütenstängel wieder ausreichend mit Wasser vollgesogen haben, hält die Angelegenheit und bleibt auf Dauer stramm. Experimentierfreudige können schlappe Stängel aber auch formen, dann wässern und diese Form damit erhalten.

Die Tulpe ist ein eigenartiges Gewächs, denn kaum eine andere Pflanze betreibt ein ähnlich kräftiges Zellstreckwachstum. Das bedeutet, die Zellen dehnen sich durch Wasseraufnahme der Länge nach aus, was auch in der Vase passiert. Angeblich ist es deswegen besser, Tulpen nur wenige Zentimeter tief ins Wasser zu stellen. Das soll das Wachstum bremsen und die Lebensdauer verlängern. Zweiteres ist erwiesen, für ersteres fehlt mir die Theorie. Warum sollte der Wasserstand für das Längenwachstum von Einfluss sein? Falls unter Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, Biologen sein sollten, wäre ich für Erklärungen dankbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2018)

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