Hausärzte, die gesuchten Mediziner

Hugo Gold in seinem Sprechzimmer. Die Wände zieren Comics von Zeichner Bernd Püribauer, Porträts der Ärzte seiner Familie. Urgroßvater Urgroßonkel und Großvater.
Hugo Gold in seinem Sprechzimmer. Die Wände zieren Comics von Zeichner Bernd Püribauer, Porträts der Ärzte seiner Familie. Urgroßvater Urgroßonkel und Großvater.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Rund 4000 praktische Ärzte gibt es in Österreich. Doch es werden weniger, junge Mediziner wollen lieber ein Fach erlernen. Drei Allgemeinmediziner – aus Stadt, Land und vom Berg – über hohe Investitionen, lange Arbeitszeiten und die Begegnung mit Patienten.

Donnerstagnachmittag Mitte August. Das Wartezimmer in der Praxis von Hausarzt Hugo Gold in der Taborstraße ist voller Patienten. Eine junge, eindeutig suchtkranke Frau wartet auf ihren Aufruf, links neben ihr ein älterer Mann mit Gehhilfe, schräg gegenüber ein anderer Mann mit seiner kleinen Tochter, die auf einem Kindersessel Platz genommen hat. An der Tür zum Sprechzimmer hängt ein kleines ovales Schild mit dem Wort „Doktor“ in Frakturschrift. Darunter klebt ein großes gelbes Poster mit den Worten: „Muslime und Flüchtlinge willkommen“.

Im Sprechzimmer begrüßt einen Hugo Gold mit angenehmem Händedruck. Fotos könne man ruhig machen, aber er sage es gleich: „Ich hasse weiße Mäntel und ein umgehängtes Stethoskop.“ Die Klischee-Insignien seines Berufsstands. Der 1,94 Meter große, schlanke Mann trägt ein weißes Hemd mit dezenten Karos, blaue Jeans und hellgraue Superga-Sneakers ohne Socken. Er setzt sich an seinen dunkelbraunen Holztisch, auf dem ein überdimensionaler Flachbildschirm steht, und erzählt. Vor 21 Jahren, mit 40, hat er die Praxis übernommen. „Obwohl ich damals nicht einmal wusste, wo die Taborstraße ist.“ Die Gegend war damals eben keine, die man kennen musste. Zwei Millionen Schilling hat er in die Praxis investiert, „ein irrer Schuldenberg“, aber er wollte nach einigen Jahren mit sehr gutem Einkommen in der Pharmaindustrie einen Neuanfang probieren. Seit 2005, sagt er, „läuft es richtig gut“. Fast ein Jahrzehnt hat es also gedauert, bis sich seine Investitionen gerechnet haben. Ein finanzielles Risiko, das viele junge Mediziner heute nicht mehr eingehen wollen. Hugo Gold gehört zu einer Berufsgruppe, die langsam, aber stetig kleiner wird.

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