So verschieden sind Frau und Mann in der Medizin

Adam und Eva, beide nackt und doch verschieden. Die medizinische Forschung erkennt immer mehr Unterschiede zwischen den Körpern von Mann und Frau.
Adam und Eva, beide nackt und doch verschieden. Die medizinische Forschung erkennt immer mehr Unterschiede zwischen den Körpern von Mann und Frau.(c) akg-images / picturedesk.com
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Buben sind im Mutterleib verletzlicher als Mädchen, ein sehr bekanntes Schmerzmittel wirkt bei Männern besser als bei Frauen: Aktuell tut sich in der Gendermedizin sehr viel.

Was wir schon lang wissen, nimmt die Medizin nun immer mehr zur Kenntnis: Frauen und Männer sind verschieden. Das beginnt schon vor der Geburt: Ungeborene Buben sind verletzlicher als Mädchen. Das mütterliche Verhalten oder Umweltfaktoren wirken sich auf Buben im Mutterleib stärker auf ihre spätere Gesundheit aus. Zwei von vielen Faktoren: Raucht die Schwangere, haben Söhne im späteren Leben öfter Bluthochdruck als Töchter. Stress der werdenden Mutter führt bei Buben häufiger zu ADHS. Zudem weisen Buben im Mutterleib und in den ersten Monaten eine höhere Sterblichkeit auf. Als Erwachsene haben Frauen durchschnittlich weniger Magensäure, weniger Grundumsatz und niedrigere Blutzuckerwerte, die weibliche Aktivität von Leberenzymen ist generell anders als die männliche.

All das – und sicher auch die Hormone – führen zu beträchtlichen geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Wirkung und Metabolisierung von Medikamenten. Frauen haben insgesamt mehr unter unerwünschten Arzneimittelnebenwirkungen zu leiden als Männer. Das hängt sicher nicht allein mit der Tatsache zusammen, dass sie viel mehr Tabletten schlucken. Allein das Faktum, dass die Durchschnittsfrau einen höheren Körperfettanteil als der Mann hat, beeinflusst die Wirkung eines Medikaments: Durch das vermehrte Fett werden viele Arzneistoffe besser gespeichert, verweilen also länger im Körper, die Wirkung verschiebt, verändert, verlängert sich. Gerinnungshemmende Medikamente etwa führen bei Frauen viel häufiger zu Blutungen, von medikamenteninduzierten und potenziell lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen ist das weibliche Geschlecht doppelt so häufig betroffen.

Opioidschmerzmittel etwa zeigen bei Frauen mehr Wirkung, aber auch wesentlich häufiger unerwünschte Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen. Da dürften Unterschiede in der Affinität und Dichte der Opioidrezeptoren mitspielen. Das bei uns so beliebte und rezeptfrei erhältliche Schmerzmittel Ibuprofen hingegen scheint bei Männern besser zu wirken als bei Frauen. Es wird diskutiert, ob dafür der Einfluss des Hormons Östrogen verantwortlich ist.

Frauen empfinden mehr Schmerz. Tatsache ist: Östrogene, von denen Frauen mehr besitzen, steigern die Aufmerksamkeit und Aktivität des Nervensystems. „Dadurch werden auch Schmerzimpulse verstärkt weitergeleitet, Frauen empfinden also Schmerzen stärker“, sagte Alexandra Kautzky-Willer bei der vorigen Sommerakademie der Österreichischen Apothekerkammer, die das Thema Gendermedizin von vielen Seiten beleuchtete.

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