Pixel Vienna: Computer, Bleistift und Papier

Pixel Vienna Computer Bleistift
Pixel Vienna Computer Bleistift(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Branchenkonferenz Pixel Vienna will animieren: Damit sich auf den Bildschirmen und Screens, aber auch in der Szene der Computergrafiker noch viel mehr bewegt.

Los Angeles liegt weit weg von Österreich. Und anscheinend noch eine Welt entfernt, wenn man an Branchen denkt, wie etwa „Film“ oder „Computeranimation“. In Kalifornien konzentriert sich das dazugehörige Know-how. In Österreich konzentrieren sich eher die Bemühungen. Darauf nämlich, die Computergrafik zu forcieren und zu etablieren. Etwa auch durch die jährliche Branchenkonferenz, die Pixel Vienna, die kommenden Freitag bereits zum siebenten Mal startet.

Computerfilme, Visual Effects, virtuelle Umgebungen für Onlinespiele und animierte Charaktere – all das entsteht auch in Österreich. Und durchaus auf hohem Niveau. Doch die meisten Computergrafiker suchen Glück und Karriere noch immer anderswo, berichtet berichtet Roman Saravia, der Mitbegründer des Studios Friendly Fire: „Manchmal liegt das aber auch an mangelndem Wissen darüber, was sich in Österreich so tut.“ Die Agentur Friendly Fire produziert überwiegend computergenerierte Filme für den Werbemarkt.

Wer in Österreich bleibt, bleibt oft ein Ein-Personen-Unternehmen. Größere Firmen, die Computergrafiken generieren, sind auf den Export orientiert und auf Werbung spezialisiert. „Die Branche ist noch im Aufbau. Offiziell gibt es gar keine Computergrafiker, weil es keinen Gewerbeschein dafür gibt. Die meisten sind als IT-, Musik- oder Filmdienstleister oder als Werbeagentur gemeldet“, so Saravia. Er selbst hat lang als Grafikdesigner und Art Director in Werbeagenturen gearbeitet.

Am Anfang stand eine Online-Community: Das „CG-Forum“ sollte ursprünglich heimische Computergrafiker vernetzen und gegenseitigen Austausch möglich machen. Inzwischen sind die Community und das Engagement der Initiatoren noch gewachsen. Die Pixel Vienna holt Know-how und Branchenstars aus der Animationsszene nach Wien. Veranstalter ist die IG Computergrafik, die sich dafür einsetzt, die Branche in Österreich zu fördern. Ihr Gründer ist Christoph Staber, der einer der Hauptorganisatoren der Konferenz ist. Im Wiener Animationsbüro Arx Anima lässt er Charaktere für Filme, Spiele und Werbung im Computer lebendig werden.

Bei der dreitägigen Konferenz stehen Vorträge zu Online-Gaming Trends, Soundgestaltung und Visual Storytelling auf dem Programm. Und die internationalen Gäste präsentieren ihre Zugänge und Expertisen, mit welchen Tricks sie Oberflächen modellieren oder Gesichtszüge ganz real erscheinen lassen. Einer der Gäste ist der „Stereografiker“ Damien Fagnou, der für die Visual Effects von Ridley Scotts 3-D-Film „Prometheus“ verantwortlich war. „Die Arbeit mit Stereografiken, die 3-D-Effekte möglich machen, ist sehr wissensintensiv – leider gibt es viele schlechte Beispiele, die eher abschrecken, als dass sie gefallen. In den vergangenen vier Jahren ist hinsichtlich Tiefe aber eine ganz neue Filmgrammatik entstanden“, erklärt der Hauptorganisator Christoph Staber.


Mit Bleistift und Papier. Alle Technologien und Techniken ersetzen jedoch eines nicht: die Entwürfe, die mit ganz einfachen Mitteln entstehen. „Die Werkzeuge visueller Sprache bleiben Bleistift und Papier. Wenn man über Ideen diskutieren möchte, muss man zeichnen können“, sagt Staber, der in England und den USA bei Disney, Pixar und Dreamworks lernte und heute selbst als Dozent angehende Animationskünstler unterrichtet. Erste Konzepte und visuelle Definitionen werden nach wie vor mit der Hand gezeichnet, allein schon aus Kostengründen. „Dreidimensionales Zeichnen ist sehr aufwendig. Man sollte schon vorher wissen, wie die Details aussehen sollen“, erklärt Staber. Schließlich gehe es nicht nur um technische Skills, sondern vor allem um das Erzeugen von Bildern. Doch immer mehr angehende Computergrafiker würden gar nicht mehr zeichnen können, meint Staber. „Es reicht nicht, einfach nur die Grafik-Tools allein zu beherrschen, um erfolgreich zu sein. Künstlerisches Gespür und Talent sind wesentliche Voraussetzungen.“

Wichtiges Ziel der Pixel-Organisatoren ist es auch, die visuell-technischen Ausbildungen für Computergrafiker in Österreich zu verbessern. Zwar nehme die Zahl der Jobs zu, gute Leute zu finden sei aber dennoch äußerst schwierig, erklärt Harald Riegler, Geschäftsführer des Wiener Games-Entwicklungsstudios Sproing. „Die Auftragslage ist sehr gut, sie könnte aber noch viel größer sein, wenn wir mehr Leute für die Branche begeistern könnten“, sagt Riegler, der sich mit seinem Unternehmen neben Konsolenspielen auf sogenannte „Free to play“-Onlinegames spezialisiert hat. Diese Spiele, die online auch im Multiplayer-Modus gespielt werden können, sind anfänglich kostenlos, Upgrades müssen jedoch bezahlt werden. Sproing zählt zu den wenigen größeren österreichischen Unternehmen, die international erfolgreich sind. 70 Mitarbeiter entwickeln im Büro in Wien-Favoriten Computerspiele, allen voran Online-Games wie das U-Boot-Simulationsspiel „Silent Hunter“.


Wettbewerb. Bei der Pixel Vienna wird heuer erstmals ein Preis für herausragende Arbeiten verliehen. Für den „Austrian Computer Graphics Award“ (ACGA) konnten Arbeiten aus dem Bereich 3-D- und 2-D-Animation, 3-D-Visualisierung, Compositing, Game Development und Concept Art eingereicht werden. Bewertet werden die Werke via Online-Voting von einer internationalen Jury. Auch die Besucher können während der Veranstaltung bei „Pixel Battles“, bei denen jeweils zwei Künstler gegeneinander antreten, spontan entstandene Arbeiten bewerten. Beide haben 30 Minuten Zeit, ein vorgegebenes Thema mit Bleistift und Papier oder am Computer umzusetzen, immer unter den Augen des Publikums – die Zeichnungen werden live an die Wand projiziert.

Bildfläche

Pixel Vienna. Die Konferenz findet von 5. bis 7. Oktober in Wien statt. Neben internationalen Vortragenden wie Michael Shantzis (Pixar) und Bruno Buzetti, dem Erfinder von Signor Rossi, wird heuer erstmals der Austrian Computer Graphics Award verliehen.

www.pixelvienna.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2012)

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