Pudelskern: Design aus der Erzählerperspektive

(c) Peter Philipp
  • Drucken

Ein Tisch wie eine Riesenseife, eine Lampe wie ein Wuschelkopf, ein Teppich wie ein Shakespeare-Sonett. Wären Pudelskern nicht Designer, die drei Tiroler würden wohl trotzdem mit ihren Geschichten von Mailand bis Istanbul tingeln.

Haben wir's tatsächlich geschafft?“ Viele junge Designer können es kaum erwarten, sich einmal selbst diese Frage zu stellen. Anzeichen, dass es soweit sein könnte, würde man wohl in der internationalen Aufmerksamkeit auf den großen Möbelmessen suchen. Oder auch in der Tatsache, dass plötzlich so viele mehr ein Praktikum machen möchten – bei Pudelskern, dem Designer-Trio aus Innsbruck. Zur Zeit werkt bei ihnen ein japanischer Tischler, „mit dem wir sehr viel Freude haben“, sagt Georg Öhler. Doch mit seinen Partnern Horst Philipp und Nina Mair verlässt er sich lieber auf persönliches Feedback, um die eigene Arbeit zu evaluieren. Wenn sie etwa hören, dass die Gäste im Luxusrestaurant in Beirut am liebsten auf ihrem „Saddler Chair“ sitzen. Internationale Anerkennung – ja, auch das nehmen die Tiroler tirolerisch gelassen. „Im Herzen bleib ich ein Bub aus einem Bergdorf“, sagt Öhler. Nicht weit entfernt könnten die Bergschafe gegrast haben, die für einige Lampenschirme, etwa das Modell „Woolizy“ („Wuschelkopf“) Wolle lassen mussten. Aber auch für Teppiche. Das Modell „Fat Sheep“ ist ungefähr so dick und gemütlich, wie es klingt.
Wenn nicht das Material der Heimat die drei zu ihrer Arbeit nach Istanbul, Paris, Mailand oder London begleitet, dann zumindest die „Handwerksqualtität, die in Tirol gepflegt wird“. Auch Horst Philipp ist nicht unschuldig daran, selbst hat er ein paar Jahre als Tischler gearbeitet. „Irgendwann habe ich die Wertschätzung für den kreativen Teil der Arbeit vermisst“, sagt er. Jetzt bekommt er sie, selbst wenn, wie so oft, noch ein bisschen Leim am Sakko klebt, wenn er zu Terminen geht. Denn: „Manche Experimente können einfach nicht warten.“
Pudelskern haben das „narrative Design“ für sich entdeckt. Den meisten Entwürfen geht eine kurze Geschichte voraus. „Das Erzählen gehört ja zum Besten, was den Menschen je eingefallen ist“, schwärmt Öhler. Und das Tolle: Geschichten schaffen, was auch gutes Design leisten sollte: Identifikation. „Und genau das versuchen wir mit einem Objekt oder einem Raum, den wir gestalten zu unterstützen“, sagen die Designer. Auch wenn sie dafür schon mal ein Sonett von Shakespeare in einen Teppich weben müssen, wie bei „Infusion O“ für Stepevi. „Die Menschen sollen ihre Möbel und Wohnungen nicht einfach nur besitzen, sie sollen sich darin auch wiederfinden können.“
Nina Mair ist auf der Uni über Georg gestolpert und in Florenz über das italienischen Design und seine Geschichte. Für sie ist Pudelskern fast wie eine kleine „Traumfabrik“, die sie ihrer liebsten Vorstellung näherbringt, „alles zu entwerfen, wie in einem Gesamtkunstwerk, vom Dach bis zur Türklinke, von den Tapeten bis zur Stahlbetonkonstruktion“. Das steht bei Pudelskern noch auf der To-do-Liste, wie auch der Wunsch, einmal das Bühnenbild von Goethes Faust zu gestalten.

Zum Voting: http://diepresse.com/unternehmen/austria11/691630/index?cat=1

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.