Frau Ott sucht einen Prinzen

Frau Ott sucht einen Prinzen
Frau Ott sucht einen PrinzenClemens Fabry
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Elfriede Ott hat ein Buch über das Lachen geschrieben. Dabei ist ihr nach dem Aus ihrer Nestroy-Festspiele gar nicht danach zumute.

Etwas erreicht etwas, was man nur mit „etwas“ beschreiben kann: So erklärt Elfriede Ott jenen „Reiz, den man nicht mit Bewusstsein erzeugen kann“, über den sie aber trotzdem ein ganzes Buch geschrieben hat: das Lachen.

Ein Frühlingsnachmittag in der Wiener Innenstadt. In der Wohnung hoch über dem Kohlmarkt steht im Eckzimmer das Fenster offen, von der noblen Einkaufsmeile dringen Stimmen und Luft herein, dazu Hufgetrappel vom Michaelerplatz, durch das zweite Fenster glänzt die Michaelerkuppel in der Sonne. Frau Fritzi, Otts verbliebener Lebensmensch, die zur Familie gehört wie Schauspielschüler und Adoptivsohn Goran, bringt Wasser. Frau Ott setzt sich in einen der vielen Fauteuils, sie kommt direkt vom Unterricht, mit Mühe, inzwischen spielt auch das zweite Knie nicht mehr so recht mit.

Ihr neues Buch ist druckfrisch. „Worüber ich lache“, heißt es, und es versammelt alles mögliche Lustige: komische Alltagssituationen, gute Pointen, Texte und Sketches ihrer Männer, Ernst Waldbrunn und Hans Weigel. „Viel Spaß“ hätte sie mit ihnen gehabt, sagt die 87-Jährige und zieht dabei das i lang. „Was ich in meinem Leben geblödelt hab, mit meinen Männern und meiner Umgebung.“ Eine hohe Kunst sei das, heute nur noch selten gepflegt. Ihre Studenten, die seien eher lustig, machen sich eine Hetz. „Da ist ein Unterschied.“

Wobei, dass früher alles besser gewesen wäre, behauptet die Schauspielerin und Professorin nicht. Nach dem Tod Weigels habe sie in seinen Sachen gestöbert und Dinge gefunden, „die entsetzlich waren. Mit dem Qualtinger zusammen – fürchterlich ordinär!“ Anderes nur einfach frech. Fritz Muliar zum Beispiel ließ einst für ein gemeinsames Dinner beim Bundespräsidenten einen Ott-Stempel mit lauter erfundenen Ehrentiteln anfertigen: „Trägerin des Faschingsordens Urlinger, Ehrenjungfrau, Outrantenkönigin“ prangte beim Gehen auf dem Tischtuch.


Trotz der Anekdoten blicke sie, sagt Ott, gar nicht so gern zurück. Sie interessiert sich für das, was vor ihr liegt. Und das ist für sie Leere. Leere Sommermonate, in denen eigentlich die von ihr und Hans Weigel gegründeten Nestroy-Spiele auf der Burg Liechtenstein in Maria Enzersdorf stattfinden sollten. Doch nach 30 Jahren wurde der Pachtvertrag für die Burg nicht mehr verlängert. „Eine Katastrophe, wirklich eine Katastrophe.“ Rausgeschmissen sei sie sich vorgekommen, unbedankt. „Ich habe alles eingesetzt, ich war 30 Jahre lang nicht auf Urlaub. Aber wir haben alle Schwierigkeiten gern überwunden und waren glücklich damit.“ Auch die Suche nach einem Ersatzspielort ist gescheitert. „Wir waren ganz knapp davor, und dann hat's doch nicht funktioniert“, sagt Ott und seufzt. „Es war ein Schlag.“ Über den sie ihr Buch, die aktuelle Ausstellung ihrer Bilder nur bedingt hinwegtrösten. Keine Projekte, „wie ich es mir vorstelle“. Kein Theater eben.

Dabei hat sie das Malen gerade erst vor einem Jahr wieder für sich entdeckt. Erst Aquarell, dann Acryl, immer abstrakt und „eigentlich gar nicht so angenehm. Ich hab immer das Gefühl, das geht nicht, und bin dann am nächsten Tag erstaunt. Es ist nicht so einfach mit dem Malen und mir selbst.“ Wie überhaupt mit dem Alter vieles nicht leichter wird. „Ich komm mir zwar ein bisserl weiser vor, aber im Umgang mit mir selbst hab ich sehr wenig gelernt.“ Sie könne jedenfalls nicht behaupten, „dass alles so schön und so lustig ist“, sagt Ott und trauert weiter um ihre Sommerspiele. Trotzdem blitzt es in ihren Augen. „Wenn Sie einen Märchenprinzen mit viel Geld und einer Burg treffen – lassen Sie es mich wissen!“

Zur Person

Elfriede Ott (87) ist Doyenne des Theaters in der Josefstadt und präsentiert dort heute in den Sträußelsälen ihr Buch „Worüber ich lache“ (Amalthea). Für ihre Nestroyspiele in Maria Enzersdorf wurde indes der Pachtvertrag nicht verlängert. Bis 10.Mai ist Otts Ausstellung „Unterwegs zu mir“ im Wifi Wien zu sehen (Währinger Gürtel 97). Sie unterrichtet weiter an ihrer Schauspielakademie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2013)

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