Marcel Mohab: "Es ist immer ein Kampf"

Marcel Mohab
Marcel Mohab(c) Marcel Mohab/Facebook
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In der Tragikomödie "High Performance" ringt Marcel Mohab mit dem Schauspielerdasein. Leicht sei es auch im echten Leben nicht, sagt er.

Man trifft sich im Bräunerhof mit seinen stoischen Kellnern und seiner Ruhe. Und Marcel Mohab würde gern über Religion sprechen. Weil ihn das beschäftigt. Am Ende muss er zu seiner Probe laufen, und dabei hat man noch gar nicht über den Film gesprochen, der ihm gerade seine erste große Kinohauptrolle beschert hat. Johanna Moders Debüt „High Performance“ wurde beim Max-Ophüls-Festival mit dem Publikumspreis ausgezeichnet und kam auch auf der Diagonale in Graz gut an. Nur die Nebenwirkungen – hier ein Foto, da ein Statement, dort ein Autogramm – wird Mohab später, im zweiten Anlauf, sagen, „das genieße ich überhaupt nicht“.

In der Tragikomödie mit dem doppeldeutigen Titel spielt der Grazer einen Schauspieler einer Off-Theatergruppe, der sich mehr schlecht als recht und nicht gerade zur Anerkennung seiner Eltern durchschlägt. Manuel Rubey gibt seinen angepassten, erfolgreichen Managerbruder. Vordergründig geht es um ein Mädchen, tatsächlich ist es eine Geschichte der Annäherung zweier Brüder und ihrer Lebensentwürfe in Zeiten der Wirtschaftskrise. „Du spielst ja dich“, meinten denn auch viele. Dem sei nicht so, sagt Mohab. Aber die Rolle sei ihm durchaus nah.

Er selbst hat erst die Welt der Medizin verworfen, ehe er zum Schauspielen fand. Wollte Psychiater werden, aber nach einem halben Jahr an der Vorklinik gab er auf. „Das waren alles Soldaten der Maschine Medizin“, sagt er. „Leblos und traurig.“ Interessiert hatte ihn die Schauspielerei immer schon, „aber ich hab mich nicht getraut, das zu machen, was mir lag“. Zumal er „in der Schule lieber den Fünfer nahm, als vor der Klasse ein Referat zu halten“.

Clownschule in Paris

Bis der Punkt kam, an dem es ihm nach einer Trennung „nicht besonders gut ging und ich mir gedacht habe, ich muss etwas machen, was mich von diesem Schmerz ablenkt. Und das war nicht mein Publizistikstudium.“ Ohne jemals Theater gespielt zu haben, ging er zu Aufnahmeprüfungen, landete in Linz. Später und mit dem Erbe der Großmutter finanzierte er sich eine Clown-Ausbildung bei Philippe Gaulier in Paris, bei dem auch Sacha Baron Cohen lernte.

Gauliers Schule, bei der es nicht um den „Gedanken“, sondern um die „Freude“ ging, prägte ihn. Auch wenn er es immer noch schwierig findet, auf die Bühne zu gehen. „Es gibt Schauspieler, die es lieben, und solche, die es hassen. Ich bin keiner, der es liebt. Es ist immer Überwindung, immer ein Kampf.“ Der trägt mitunter Früchte; 2012 gewann er mit seinem Solo aus Clownerie, Stand-up und Pantomime den Goldenen Kleinkunstnagel. Derzeit probt er im Dschungel Wien als Robin Hood. Im Grazer Theater im Bahnhof, in dessen erweitertem Dunstkreis er durchaus unterwegs war, hat er indes noch nie gespielt. „Würde ich aber gern“, lässt er ausrichten.

Und die Eltern? Mohabs Mutter, Helga Kern-Theissl, die (mittlerweile mit Willi Gabalier) eine bekannte Grazer Tanzschule führt, habe ihn stets unterstützt. Vermutlich rechnete sie nicht damit, dass er in die Ballroom-Tanzwelt folgen würde, auch wenn er in jungen Jahren „vehement gebeten wurde, in den Anfängerkursen auszuhelfen, weil es da immer zu wenige Herren gab“. Der Aufforderung sei er samt Freunden und der Hilfe bewusstseinserweiternder Rauchwaren gefolgt, erinnert er sich heute. Sein Vater, Chef des Grazer Steueramts, würde ihn wohl „lieber an der Burg oder der Josefstadt oder zumindest am Grazer Schauspielhaus sehen“, mutmaßt der 34-Jährige. „Aber eine Hauptrolle in einem Kinofilm ist vielleicht auch nicht schlecht.“

ZUR PERSON

Marcel Mohab (34) wurde in Graz geboren. Er studierte am Bruckner-Konservatorium und bei Clown Philippe Gaulier in Paris und lebte u.a. in London und Berlin. Er spielte in Filmen Johanna Moders und der „Gruppe Dagmar“. Derzeit im Kino mit „High Performance“; am 4. April zeigt er sein (englisches) Solo „Animal Funk“ im Niedermair, ab 10. April „Robin Hood“ im Dschungel Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2014)

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