Kabarett: Hast Angst, Seberg?

Kabarett: Hast Angst, Seberg?
Kabarett: Hast Angst, Seberg?Petra Benovsky
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Auf der Bühne diskutiert er den Verfolgungswahn des „Herrn Mayer“, im Alltag kämpft Gregor Seberg gegen die schleichende Entmündigung.

Früher war er Klassensprecher, weil er sich gern mit dem Direktor angelegt hat. Mittlerweile legt er sich sogar mit dem Publikum an. Der Schauspieler und Kabarettist Gregor Seberg beschäftigt sich in seinem neuen Programm „Hast Angst, Mayer“ mit der Überwachung „von oben“ und züchtet dabei vor der Bühne einen Speakers' Corner. Seberg im Gespräch über Angst und Freiraum.

Die Presse: Sie verbringen viel Zeit als Donau-Kiberer vor der Kamera, was zieht Sie in die Kleinkunst, ist sie ein besseres Ventil?

Gregor Seberg: Natürlich ist Kabarett ein gutes Ventil. Im Grunde hat es aber drei Gründe: Meine Agentin zwingt mich. Ich habe aus irgendeinem Grund das Gefühl, etwas sagen zu müssen, auch wenn es Profundere dafür gibt. Und drittens bin ich ein verspielter Hund und improvisiere viel, das fordert mich heraus.

Geht es bei diesem Ventil um Wut?

Ich bin kein Wutbürger. Mir geht dieses Für-dumm-verkauft-Werden von Politik und Wirtschaft zwar sehr auf die Nerven, aber ich bin ein zu gut aufgelegter Mensch, um Wutbürger zu sein. Bei kritischen Themen finde ich schnell etwas Lustiges. Wenn ich Strache lange zusehe, bekommt er irgendwann Schweineohren. Er redet nicht nur Blödsinn, er sieht auch blöd aus. Ich bin ein Lächelbürger.

Russell Brand und Roland Düringer haben sich um 180 Grad gedreht, nachdem sie in die Schächte der Gesellschaft gestiegen sind. Könnte Ihnen das auch passieren?

Zu den beiden möchte ich gar nichts sagen. Ich selbst war schon immer politisch interessiert. Ich war der erste Hainburger Aubesetzer, weil ich auf meiner Schule initiiert habe, dass wir an dem Streik teilnehmen.

Und trotz dieser Ansätze sind Sie nicht in die Politik gegangen?

Politiker sind für mich das, was für den Hund das Gebüsch ist. Und ich möchte kein Gebüsch sein.

Vielleicht ist es Zeit, um über Ihre Figur zu sprechen. Wer ist Mayer?

Herr Mayer ist der typische, zu kurz gekommene Österreicher. Er ist einer, den Strache anspricht. Mayer ist aber auch ein Beobachter. Es gibt Menschen, die gehen lieber in die Peepshow, statt selbst etwas zu erleben. Ich gehöre zu jenen, die eine Peepshow langweilig finden. Mayer findet die Peepshow eindeutig besser.

Mayer ist also ängstlich?

Herr Mayer hat so viel Angst, dass er schon wieder sagt, dass er keine hat. Er ist der Meinung, wenn man alles aufzeichnet, „wie die da oben“, dann ist man auch so mächtig, „wie die da oben“. Die Schlüsse, die er zieht, sind aber eher von ganz unten.

Fürchten Sie sich auch vor „denen da oben“?

Ich habe Angst, dass wir einer schleichenden Entmündigung entgegengehen. Ich bin zum Beispiel ein Hardcore-Vertreter, dass überall geraucht werden darf. Ich rauche, hasse es und will unbedingt aufhören. Aber ich würde mich gern selbst entscheiden.

Gibt es Parallelen zwischen Ihnen und Ihrem Mayer?

Ja, nur äußert es sich bei mir anders. Ich greife nicht zum äußersten Mittel, sondern blödel nur herum. Und ich suche mir meinen Freiraum; und wenn ich bei Rot über die Ampel gehe.

Was würden Sie Mayer gern sagen?

Sei nicht so deppert!

ZUR PERSON

Gregor Seberg. 1967 in Graz geboren, übersiedelte er schon in seinen Jugendjahren nach Wien, wo er u.a. am Konservatorium studierte. Seit dem Ende der 1980er-Jahre arbeitet Gregor Seberg als freier Schauspieler, Regisseur und Autor. Seit 2006 spielt er in der Kriminalserie „Soko Donau“, seit 2009 in der Comedy „Schlawiner“. Derzeit steht Seberg mit seinem dritten Solo-Kabarettprogramm „Hast Angst, Mayer!“ auf der Bühne, so auch am 13.4. in der Kulisse.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

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