Hotel Sacher: Wiener Wohnen in der Beletage

Neue Suite in der Beletage: Im Sacher soll man (wieder) wie in einem Ringstraßenpalais wohnen können.
Neue Suite in der Beletage: Im Sacher soll man (wieder) wie in einem Ringstraßenpalais wohnen können.(c) Hotel Sacher
  • Drucken

Das Sacher hat ein neues „Eck“, darüber thront eine neu gestaltete Präsidentensuite – und expandieren will man auch, aber nur mit den Torten.

Wenn Erfolg bedeutet, dass die Touristen mitunter quer über die Kärntner Straße Schlange stehen – dann hat sich die jüngste Investition des Hotel Sacher bereits gelohnt. Auch wenn Anrainer zwischendurch die Polizei gerufen haben. Inzwischen, sagt Matthias Winkler, habe man die Wartenden umgeleitet: „Sie stehen jetzt parallel zum Haus“.

Nach elf Monaten Umbauarbeit und zehn Millionen Euro Investition hat das Hotel Sacher sein neu gestaltetes „Eck“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Aus Weinbar und einem Shop mit schlichtem Tresen wurde ein „Free-Flow-Bereich“, in dem der geneigte Gast neuerdings zwischen rotem Plüsch und Marmor Barrista-Kaffee trinken (neue Maschinen wurden angeschafft), in Souvenirs stöbern oder die Frühstücks-Etagere instagramtauglich fotografieren kann. Und weil steigende Touristenzahlen „einfach mehr Platz verlangt“ hätten, gibt es nun auch eine zweite Etage inklusive zweier Séparées. Bisher hatten die Flächen als Banketträumlichkeiten gedient, die wiederum immer weniger benötigt würden (und die es im Haus ohnehin auch noch gibt).

Das neue Sacher-Eck
Das neue Sacher-Eck(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)

Direkt darüber wurden sechs Suiten dank interner Umwidmung von Büros um eine siebente ergänzt und völlig neu gestaltet. Das Sacher sei zwar „eine österreichische Institution“, sagt Elisabeth Gürtlers Schwiegersohn Matthias Winkler, seine Zimmer würden aber zu 90 Prozent von Nicht-Österreichern gebucht. Denen wolle man „typisches Wohnen in Wien“ ermöglichen, im Sinne von: „Wohnen in der Beletage, Wohnen im Palais. Wir haben uns das angeschaut und gesehen, dass es das so in Wien noch nicht gibt.“

Alte Luster, neuer Luxus

Deshalb gibt es in der schusssicheren, Präsidentensuite (die hier Philharmonikersuite heißt) für rund 7000 Euro pro Nacht neben modernstem Luxus auch alte Luster und einen Kachelofen. Beim Umbau zum Vorschein kam auch ein Sternparkettboden, der aus der Entstehungszeit des Gebäudes um 1876 stammt. Er wurde abgetragen, Paneel für Paneel von einem Wiener Unternehmen restauriert und wieder eingepasst. Ähnliches gilt für die Stuckdecke, die ebenfalls wiederentdeckt wurde. Restauratoren, die üblicherweise in Kirchen arbeiten, haben den vergoldeten Ranken und Blüten in akribischer Kleinarbeit zu neuem Glanz verholfen. Über all dem wacht aus einem Gemälde Kaiser Franz Joseph – ihn hat man im Dorotheum erstanden.

Blick ins Schlafzimmer der Präsidentensuite
Blick ins Schlafzimmer der Präsidentensuite(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)

Anfragen, als Hotelbetreiber auch zu expandieren, gebe es „aus aller Herren Länder“, sagt Winkler. Vor habe man es nicht. „Wir sind ein Familienunternehmen, da kann man nicht alle fünf Jahre ein neues Haus kaufen.“ Selbiges komme allenfalls einmal pro Generation in Frage – mit dem Erwerb des Bristol 2011 sei das quasi erledigt. Sehr wohl vorstellen könne man sich ein größeres Engagement mit Sachertorte & Co. Im Food Court des Mailänder Kaufhauses La Rinascente testet man bis zum Sommer gerade ein Shop-in-Shop-Konzept, „und auch andere Kaufhäuser wären möglich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.