Warum Streiten sein muss – und Therapie eine kluge Idee ist

„Mein Mann hat einfach einen sauguten Humor“, sagt Aglaia Szyszkowitz.
„Mein Mann hat einfach einen sauguten Humor“, sagt Aglaia Szyszkowitz.(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Aglaia Szyszkowitz, aktuell Romy-nominiert, ist seit 25 Jahren verheiratet. Und war auch vor der „Wunderübung“ schon bei der Paartherapie.

„Streiten muss sein“, sagt Aglaia Szyszkowitz. „Wie soll man sonst eine Beziehung führen? Das ist mir ein Rätsel. Manche streiten mehr, manche weniger, manche lauter, manche öfter: Das macht eine Beziehung aus, dass man streiten kann – und dann trotzdem die Kurve kriegt.“

Sie muss es ja wissen: Die 50-Jährige ist derzeit mit der „Wunderübung“ im Kino, in der sie mit ihrem Filmehemann (Devid Striesow) in der Paartherapie dauerstreitet und damit für die Romy nominiert. Und im richtigen Leben ist die gebürtige Grazerin, der man die deutschen Fernsehaufträge durchaus ein bisschen anhört, seit inzwischen 25 Jahren verheiratet.

„Es löst jedes Mal wieder ein Auseinandersetzen mit der eigenen Beziehung aus“, sagt sie über den Film, den sie vor drei Jahren auch schon an die hundert Mal als Theaterstück gespielt hat, freilich mit anderem Partner und anderem Therapeuten (im Kino ist der Coach Erwin Steinhauer). „In vielen Beziehungen bleibt die Kommunikation auf der Strecke, weil die Leute so viel zu tun haben mit Kindern und Job und Reisen“, sagt sie. Was da schon ein bisschen helfe, sei der Gedanke daran, woran man sich einst im Anderen verliebt hat. „Denn das ist ja meistens noch im Ansatz da.“

Bei ihrem Mann Marcus Müller, Unternehmensberater und Vater ihrer zwei Söhne Frederic und Samuel, war es die Coolness, die Lässigkeit, die Szyszkowitz getaugt hat: „Und mein Mann hat einfach einen sauguten Humor“, sagt sie. Und wenn man lang zusammen ist, bringe das ganz eigene schöne Momente mit sich: „Unsere Kinder sind 14 und 20, wir haben jetzt wieder die Zeit, Sachen zu machen, die wir vor 20 Jahren gemacht haben“, sagt die Schauspielerin. „Das ist wirklich schön, wenn du es schaffst, so lange zusammenzubleiben, dass du wieder nach Lissabon fliegen kannst, wie damals als junges, verliebtes Paar.“

Keine Scheu

Bei der Paartherapie war Szyszkowitz mit ihrem Mann freilich auch schon, dass sie davor keine Scheu hat (und auch der Film alles andere als fremdes Terrain war), ist familiär bedingt: Ihre Mutter ist Psychotherapeutin, die Tochter hat sehr früh damit begonnen, selbst die erste Gesprächstherapie zu machen, weil sie wissen wollte, warum sie denn so große Angst vor Nähe hat. Erledigt ist das Thema auch jetzt noch nicht. „Fragen Sie mal meinen Mann“, sagt Szyszkowitz und lacht. „Das ist immer noch ein Thema.“ Aber Menschen würden eben mit unterschiedlichsten Dingen kämpfen, und das mit der Nähe sei halt ihre Schwachstelle.

So oder so rät sie zur Paartherapie: „Den meisten Paaren, die ich kenne, tut das einfach gut.“ Und da kommt ihr dann auch der eine oder andere etwas deutlichere Austriazismus aus: „Du gehst ja nicht zu einer Paartherapie, weil du krank bist oder deppert“, sagt sie. Sondern weil man in einer Beziehung immer wieder an Schwierigkeiten stoße, und der Therapeut oft in der Kommunikation helfen könne, mit Tipps, mit Übungen, wenn auch vielleicht nicht wie im Film: mit der Wunderübung, die an dieser Stelle nicht verraten werden soll. „Da kann man dann sagen: Ja stimmt, wenn ich einmal die Gosch'n halt, und er kurz reden kann, dann geht es besser als wenn man dauernd mit aber, aber unterbricht. Das ist schon eine kluge Erfindung, so eine Paartherapie.“

Bald eine Liaison mit Axel Prahl?

Eine Paartherapie könnte auch mit ihrem aktuellen Filmpartner einst bevorstehen: Das ist Axel Prahl, bekannt als „Tatort“-Kommissar, der für das ZDF einen ehemaligen Journalisten spielt, der als Lehrer an der Abendschule landet. Szyszkowitz ist dort die Direktorin – und beginnt mit Prahl natürlich auch eine Liaison. „Das hat sogar Zukunft“, sagt Szyszkowitz über den Fernsehfilm, der gerade in Berlin gedreht wird, und lacht. Und, wenn man die Geschichte weiterdenkt, hätte die Beziehung wohl auch Streitpotenzial. „Eine Paartherapie wird es sicher brauchen, wenn ich mit dem Axel Prahl zusammenkomm'“, sagt die Schauspielerin. „Das kracht sicher.“

ZUR PERSON

Aglaia Szyszkowitz (50) ist derzeit im Film „Die Wunderübung“ an der Seite von Devid Striesow und Erwin Steinhauer im Kino zu sehen. Mit dem Stück über ein Ehepaar bei der Paartherapie, das auf dem gleichnamigen Buch von Daniel Glattauer basiert, war sie schon zuvor im Theater an der Josefstadt. Szyszkowitz ist in Graz aufgewachsen, seit mehr als 25 Jahren verheiratet und Mutter zweier Söhne (14 und 20 Jahre alt). Kürzlich wurde sie für den „Kurier“-Film- und Fernsehpreis Romy als beste Schauspielerin nominiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.